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Vollansicht des PSYNDEX Tests-Dokuments: REDUZIERTER WECHSLER-INTELLIGENZTEST | ||
PSYNDEX Tests-Dokument: 9000582 | ||
WIP - REDUZIERTER WECHSLER-INTELLIGENZTEST (PSYNDEX Tests Review) | ||
Reduced Wechsler Intelligence Test/zpid | ||
Dahl, G. | ||
(1972). Reduzierter Wechsler-Intelligenztest (WIP). Meisenheim/Glan: Hain. Bibliotheksstandort: Testsammlung Psychologie Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek: 72-6075 (Dahl, 1972) | ||
Bezugsquelle: Testzentrale, Herbert-Quandt-Straße 4, D-37081 Göttingen; E-Mail: info@testzentrale.de; URL: https://www.testzentrale.de/; Stand: 1.11.2024; Verlag Anton Hain, Wormser Straße 99, D-55294 Bodenheim. Anmerkung: 1986 ist eine 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage erschienen (Dahl, 1986). Testbögen können von der Testzentrale bezogen werden. | ||
Testkonzept | ||
Theoretischer HintergrundDer WIP ist eine von Dahl (1968, 1972) entwickelte Kurzform des HAWIE, bestehend aus den Testteilen Allgemeines Wissen (AW), Gemeinsamkeitenfinden (GE), Bildergaenzen (BE) und Mosaik-Test (MT).Dahl (1972) vertritt die Ansicht, dass mit dem HAWIE "allein die Bestimmung des Gesamt-IQ im Sinne der globalen intellektuellen Leistungsbefaehigung vertretbar ist". Der Autor verweist auf die geringe Zuverlaessigkeit von differentiellen (Profil-)Interpretationen zum HAWIE (Dahl, 1968) und kritisiert die mangelnde Oekonomie (insbesondere fuer klinische und alte Pbn) sowie die Redundanz des Verfahrens (z.T. hohe Subtestinterkorrelationen). Der WIP soll eine praxisgerechte Abklaerung des allgemeinen Intelligenzniveaus ermoeglichen, ein differentialdiagnostischer Anspruch wird (im Gegensatz zum HAWIE) dabei weitgehend ausgespart. | ||
TestaufbauDas Verfahren gliedert sich in die vier Subtests:(1) Allgemeines Wissen (AW): Anhand von 25 Fragen aus verschiedenen Bereichen (politische Persoenlichkeiten, Geographie, Geschichte, Literatur, Fremdwoerter etc.) soll der "Wissensumfang" des Pb erfasst werden. (2) Gemeinsamkeitenfinden (GF): In 12 Wortpaaren sollen jeweils Gemeinsamkeiten benannt werden. Der Subtest soll primaer Abstraktionsfaehigkeit und begriffliche Vorstellung untersuchen. (3) Bilderergaenzen (BE): Es sollen zu 15 Bildern eindeutig fehlende Einzelheiten benannt werden. Der Subtest soll die Beobachtungsgabe und die (optische) Differenzierungsfaehigkeit im Hinblick auf das Erfassen des Wesentlichen anregen. (4) Mosaik-Test (MT): Hier sollen sieben abgebildete Muster vom Pb mit Hilfe farbiger Kloetze nachgebildet werden. Damit werden visuelles Vorstellungsvermoegen, Kombinatorik und Konstruktivitaet ueberprueft. | ||
AuswertungshilfenEs werden vielfaeltige Loesungs- und Bewertungsbeispiele angegeben. Die Rohwerte koennen anhand von Tabellen in Prozentrang-, Standard- und IQ-Werte umgerechnet werden. | ||
AuswertungszeitEs muss mit ca. 5 bis 8 Minuten Auswertungszeit gerechnet werden. | ||
ItembeispieleAllgemeines Wissen: 1. Woraus gewinnt man Gummi?Gemeinsamkeitenfinden: Hund-Loewe Bilderergaenzen: Maedchen (Nase fehlt; die graphische Darstellung kann nicht wiedergegeben werden) Mosaik-Test: Die Muster koennen nicht wiedergegeben werden. | ||
Durchführung | ||
TestformenEs handelt sich um einen Individualtest ohne Parallelformen. | ||
AltersbereicheEs liegen Normwerte fuer 15 bis 60 Jahre alte psychiatrische Patienten (T-Werte) und 10- bis 79jaehrige normale Pbn (T*-Werte) vor. | ||
DurchführungszeitZeitbegrenzungen sind nur bei den Subtests BE und MT vorgesehen. Je nach Pb ist insgesamt mit 30 bis 50 Minuten Durchfuehrungszeit zu rechnen. | ||
MaterialNeben den Unterlagen, die vollstaendig zu beziehen sind, wird eine Stoppuhr benoetigt. | ||
InstruktionDie Anweisungen sind wortwoertlich vorgegeben. Fuer den Mosaik-Test ist - nach Bedarf - ein Uebungsbeispiel vorgesehen. | ||
DurchführungsvoraussetzungenDas Verfahren sollte Psychologen oder speziell eingearbeiteten Fachkraeften, die mit den Prinzipien der Testdurchfuehrung und -auswertung vertraut sind, vorbehalten sein. | ||
TestkonstruktionDas Verfahren orientiert sich an Prinzipien der klassischen Testtheorie. Die Auswahl der HAWIE-Subtests zu dem Verfahren erfolgte nach der Methode von Wherry-Doolittle, wobei diejenigen Subtests ausgewaehlt wurden, die in Kombination die groesstmoegliche multiple Gueltigkeit in Hinblick auf das Kriterium aufweisen. Die Subtestselektion erfolgte anhand einer Zufallsstichprobe von n = 305 Patienten der Universitaets-Nervenklinik Berlin (Dahl, 1968, 1972) und wurde an n = 617 psychosomatischen Patienten kreuzvalidiert. Dahl (1972, 1976) errechnete Schwierigkeits- und Trennschaerfeindices fuer neuropsychiatrische Patienten (n = 305) und studentische Stichproben (n = 197; vergleiche Tabelle 1). Es zeigt sich, dass der WIP (wie schon der HAWIE) fuer Hoeherbegabte keine ausreichende Differenzierungsfaehigkeit aufweist. Die von Wechsler vorgegebene Anordnung der Aufgaben wurde nicht veraendert, obgleich sich die Rangordnung nach Aufgabenschwierigkeit nicht bestaetigen liess. Die z.T. erheblichen geschlechtsspezifischen Mittelwertsdifferenzen (die auch beim HAWIE gefunden wurden) werden bei der Auswertung ueber spezielle Normen beruecksichtigt.Tabelle 1 Mittlere Schwierigkeits- (P) und Trennschaerfeindices (rit) fuer verschiedene Stichproben zu den WIP-Subtests ------------------------------------------------------------ ----- | ||
Gütekriterien | ||
ObjektivitätAufgrund der standardisierten Instruktion kann die Durchfuehrungsobjektivitaet des Verfahrens weitgehend angenommen werden. Dahl (1972) liess 50 WIP-Protokolle von sechs, mit dem HAWIE vertrauten Diplom-Psychologen auswerten und fand fuer alle Subtests befriedigende Objektivitaetsindices von r > .95 (Iseler, 1967). | ||
ReliabilitätDahl (1972) gibt fuer verschiedene Stichproben und Untersuchungsmethoden (nach Hoyt und Stunkard unter Beruecksichtigung der verschiedenen Gewichtung der Subtests GF und MT) Reliabilitaetskoeffizienten an (vergleiche Tabelle 2). Die relativ niedrigen Werte der Studentenstichproben werden von Dahl (1972) mit der Homogenitaet dieser Stichprobe und der zu geringen Aufgabenschwierigkeit fuer diese Pbn gedeutet.Tabelle 2 Subtest-Reliabilitaetskoeffizienten nach Kuder-Richardson 20 (KR 20; interne Konsistenz), Hoyt-Stunkard (HS) sowie Spearman-Brown (SB-Sh= Split-half; SB-Rt= Retest; Dahl, 1986, S. 38) ------------------------------------------------------------ - Subtestinterkorrelationen berechnete Dahl (1972) fuer n = 947 neuropsychiatrische Patienten. Es ergaben sich Werte zwischen r = .49 (BE-AW) und .72 (GF-AW) sowie ein Mittelwert von .57. Fuer die Studentenstichprobe (n = 124) wurden Werte zwischen .23 (AW-BE) und .48 (MT-BE), bei einem Mittelwert von .35, errechnet. Zusammengefasst scheinen die fuer den WIP gefundenen Reliabilitaetsmasse den HAWIE-Kennwerten (.90 bis .95 nach Priester, 1964) weitgehend gleichwertig zu sein. | ||
ValiditätPrimaeres Validierungskriterium zum WIP sind HAWIE-Testergebnisse. Daneben wurden die Beziehungen zu weiteren diagnostischen Verfahren untersucht (vergleiche Tabelle 3). Beim Vergleich zwischen WIP und IST fiel auf, dass der IST-Subtest ME zu keinem WIP-Subtest einen signifikanten Zusammenhang ergab. Messner (1970) errechnete allerdings zu ME Subtestinterkorrelationen zwischen r = .35 (MT/ME) und .47 (BE/ME). Insgesamt scheinen die Werte dem Zusammenhang von HAWIE und WIP nahezukommen.Zur eingehenden Abklaerung des Zusammenhangs von WIP und HAWIE errechnete Dahl fuer verschiedene Gruppen (Gesunder und Kranker getrennt) multiple Regressionsgleichungen zur Schaetzung des HAWIE-IQ aus WIP-Testwerten. Durch kreuzweises Einsetzen der WIP-Subtestergebnisse in die Regressiongleichung der jeweiligen Gegengruppe und nachfolgende Korrelation der WIP-Schaetzwerte mit den HAWIE-Testwerten (Kreuzvalidierung) wurden Zusammenhaenge zwischen r = .92 und .96 gefunden mit Schaetzfehlern zwischen 5.8 und 7.0 IQ-Punkten. Tabelle 3 Kriteriumsvaliditaet des WIP ------------------------------------------------------------ ----- Die Faktorenstruktur des WIP wurde von Thomas und Dahl (1969) nach der Hauptachsenmethode untersucht (n = 101 Studenten). Es wurden drei relevante Ladungstraeger isoliert, die als "verbaler Faktor" (Ladungszahlen von .20/AW und .72/GF), "anschauliches Denken" (Ladungszahlen von .52/BE und .71/MT) und eine Mischung aus "reasoning" und "space" (Ladungszahlen von .29/AW und .28/MT) bezeichnet wurden. Kreichgauer (1970) untersuchte die Faktorenstruktur des WIP ebenfalls nach der Hauptachsenmethode mit anschliessender Varimaxrotation (n = 81 Schizophrene, 181 Neurotiker und 124 Hirnorganiker) und gelangte zu aehnlichen Ergebnissen wie Thomas und Dahl (1969). Neben einem verbalen und einem anschauungsgebundenen Faktor interpretierte die Autorin einen dritten "Performance"-Faktor mit wesentlichen Ladungen auf dem Subtest MT. Die drei Diagnosegruppen liessen sich jedoch nach Faktorbefunden nicht eindeutig unterscheiden. Dahl (im Gegensatz zu Wechsler) negiert die Moeglichkeit einer neuropsychiatrischen Individualdiagnose durch HAWIE- oder WIP-Ergebnisse. Ebenso wie beim HAWIE wurden beim WIP ausgepraegte geschlechtsspezifische Leistungsunterschiede (zuungunsten weiblicher Pbn) gefunden und in der Normierung beruecksichtigt. | ||
NormierungDahl (1972) kritisiert die Vorgehensweise Wechslers, schiefe Rohwertverteilungen durch Lineartransformation in Wertpunkte ueberzufuehren. Aufgrund der nicht normalverteilten Subtestleistungsverteilungen ergeben sich daraus Skalenverzerrungen (besonders in hoeheren Punktbereichen). Um einen statistischen Vergleich von Subtestleistungen untereinander zu ermoeglichen, transformiert Dahl seine gewichteten Subtestwertpunkte ebenfalls durch Lineartransformation in T*-Werte (und nimmt damit den Nachteil der Skalenverzerrung in Kauf). T*-Werte liegen fuer 10- bis 79jaehrige vor (10-16jaehrige: Einjahresintervalle; 17-19jaehrige: 2-Jahres-Intervall; 20-79jaehrige: 5-Jahres-Intervalle; ab dem 55. Lebensjahr werden die Normwerte von Riegel & Riegel, 1959, verwendet). Daneben werden fuer 15- bis ueber 60jaehrige (5-Jahres-Intervalle) normalisierte, flaechentransformierte T-Werte angegeben, die nach einer Patientenstichprobe (n = 947) berechnet wurden und die Verzerrungen der linear-transformierten Skalen vermeiden. T- und T*-Werte divergieren vor allem im oberen Punktebereich. Fuer Maenner und Frauen der Patientengruppe wurden daneben (ohne Beruecksichtigung des Lebensalters) getrennte T-Normen berechnet. Ebenso liegen Normwerte fuer ueberdurchschnittlich leistungsfaehige Pbn (n = 124 Studenten) vor. Kritische Differenzen der Subtest- und Gesamt-Test-Werte werden fuer verschiedene Altersgruppen des Patienten- und Studentenkollektivs mitgeteilt. Die T- und T*-Werte koennen in Prozentrang-, Standard- und IQ-Werte umgerechnet werden. | ||
AnwendungsmöglichkeitenDas Verfahren kann als oekonomische Kurzform des HAWIE bei Patientengruppen oder Normal-Pbn verwendet werden. Die WIP-Testergebnisse zeigen eine weitgehende Annaeherung an HAWIE-IQ-Werte ohne den beim HAWIE problematischen differentiell-diagnostischen Anspruch (Profilinterpretation) zu teilen. | ||
BewertungEine Ausweitung der Eichstichproben erscheint (auch wegen der zum Teil recht niedrigen Gruppenstaerken) wuenschenswert. Ebenso koennte eine Umordnung der Items nach ihrer tatsaechlichen Schwierigkeit ins Auge gefasst werden. | ||
Literatur
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Wichtige neuere Publikationen
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Rezensionen
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Gerhard Prökel (27.03.1984) | ||
APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms: | Classical Test Theory; Intelligence Measures; Pictorial Stimuli; Test Norms; Subtests; Patients; Knowledge Level; Visual Discrimination; Verbal Ability; Reasoning; Spatial Ability; Performance Klassische Testtheorie; Intelligenztests; Bild-Stimuli; Testnormen; Untertests; Patientinnen und Patienten; Wissensstand; Visuelle Diskrimination; Sprachliche Fähigkeit; Schlussfolgerndes Denken; Räumliches Vorstellungsvermögen; Leistung (Ausführung) | |
weitere Schlagworte: | 1972; Kurzform; ab 10 Jahre; Subtests: 1 Allgemeines Wissen, 2 Gemeinsamkeitenfinden, 3 Bilderergänzen, 4 Mosaik-Test | |
Klassifikation: | Tests und Testen Intelligenztests für Kinder; Intelligenztests für Jugendliche und Erwachsene 2.3; 2.4 | |
Art der Publikation: | Test; Other Publication (90; 922) | |
Sprache: | German | |
Land: | Germany | |
Publikationsjahr: | 1972 | |
Änderungsdatum: | 200805 | |
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