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Vollansicht des PSYNDEX Tests-Dokuments: Skript-Monitoring-Test | ||
PSYNDEX Tests-Dokument: 9003426 | ||
SMT - Skript-Monitoring-Test (PSYNDEX Tests Review) | ||
Script Monitoring Test/author | ||
Grube-Unglaub, S. & Funke, J. | ||
(1992). Der Skript-Monitoring-Test (SMT) [Manual, Computerprogramm und Videoband]. Bonn: Universität, Psychologisches Institut. | ||
Bezugsquelle: Prof. i.R. Dr. Joachim Funke, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Institut für Psychologie, Allgemeine und Theoretische Psychologie, Hauptstraße 47, D-69117 Heidelberg; E-Mail: Joachim.Funke@psychologie.uni-heidelberg.de; URL: http://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/allg/mitarb/jf/index.html; Stand: 2.11.2021. | ||
Adresse(n): o Prof. i.R. Dr. Joachim Funke, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Institut für Psychologie, Allgemeine und Theoretische Psychologie, Hauptstraße 47, D-69117 Heidelberg ; E-Mail: Joachim.Funke@psychologie.uni-heidelberg.de ; URL: http://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/allg/mitarb/jf/index.html ; Stand: 2.11.2021 | ||
WWW-Informationen:
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AbstractDiagnostische Zielsetzung:Mit dem Skript-Monitoring-Test liegt ein videogestuetztes Verfahren zur differenzierten diagnostischen Erfassung der komplexen psychischen Funktion Planungsfaehigkeit vor. Es kann angewendet werden, wenn ein kognitives und/oder handlungsbezogenes Funktionsdefizit in alltaeglichen Situationen auftritt oder beim Vorliegen einer zerebralen Schaedigung unter substantieller Mitbeteiligung des frontalen Areals.
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Testkonzept | ||
Theoretischer HintergrundDer Skript-Monitoring-Test (SMT; Funke, Dilger & Grube-Unglaub, 1996) wurde im Rahmen des DFG-Forschungsprojektes "Skriptgeleitete Diagnostik von Planungskompetenz im neuropsychologischen Kontext" entwickelt. Da die bisher gaengigen Verfahren zur neuropsychologischen Diagnostik hoeherer exekutiver Funktionen wie z.B. Turm-Verfahren, Karten- und Labyrinth-Verfahren sich auf abstraktem Niveau bewegen und nicht das Einbringen von Weltwissen oder die Beruecksichtigung kontextueller Gegebenheiten ermoeglichen, soll mit dem vorliegenden Test ein Verfahren vorgelegt werden, das eben diese Aspekte beruecksichtigt (Funke et al., 1996, S. 5). Ein aehnlich gelagertes Testverfahren ist die Tutorielle Tagesplanungsaufgabe (Becker & Vilsmeier, 1993; vgl. PSYNDEX Tests -Dok.-Nr. 2761). Dabei soll auf der Grundlage gedaechtnispsychologischer Ueberlegungen die Planungsfaehigkeit in enger Verbindung zum Vorhandensein und zur Abrufbarkeit sogenannter "Skripte" untersucht werden. Skripte repraesentieren Wissen ueber bestimmte wiederkehrende und stereotyp ablaufende Ereignisfolgen, d.h. ueber die logische Abfolge und zeitliche Struktur von Handlungen. Aufgrund von Skripten kann beurteilt werden, ob eine einzelne Sequenz einer Handlung im Hinblick auf eine erfolgreiche Durchfuehrung eines Gesamtplanes als korrekt oder fehlerhaft anzusehen ist, ausserdem koennen einzelne ungeordnete Sequenzen in eine logisch notwendige und zeitlich korrekte Struktur ueberfuehrt werden. Die gedaechtnispsychologische Forschung ueber Skripte geht auf schematheoretische Ueberlegungen u.a. von Bartlett (1932) zurueck, die sich damit explizit von der kontextfreien Gedaechtnisforschung sensu Ebbinghaus abgrenzte. Die Autoren gehen davon aus, dass Schema- und Skriptinformationen besonderen Einfluss auf die prospektive (vs. retrospektive) Gedaechtnisleistung nehmen, indem sich die Erinnerungen an vergleichbare Situationen als wesentliche Planungshilfen fuer die planende Vorausschau eigenen Handelns erweisen: "Die Verfuegbarkeit differenzierten Skriptwissens sollte somit das Planen und Handeln in unbestimmten Situationen erheblich foerdern und unterstuetzen" (Funke et al., 1996, S. 6). Die Faehigkeit, zu planen und Absichten in der Zeit bis zum Erreichen des Ziels zu verfolgen, wird in der neuropsychologischen Literatur in engen Zusammenhang mit den Funktionen des Frontallappens gebracht (Cramon, 1988; Cramon & Matthes-Cramon, 1993). Grafman (1995) entwickelte aus der kritischen Durchsicht verschiedener theoretischer Ansaetze eine eigene Konzeption, wonach im praefrontalen Bereich ein eigenstaendiges Repraesentationsformat zu vermuten sei, das er als "structured event complex" bezeichnet und zu dem insbesondere sog. "managerial knowledge units" (Skriptwissen) einen bedeutsamen Anteil beitragen. Die Autoren stimmen Grafman zu, dass Stoerungen im praefrontalen Cortex vor allem Stoerungen im Skriptwissen sind (Funke et al., 1996, S. 6). Um dieses Handlungswissen zu testen, sehen die Autoren die Anwendung alltags- und praxisnahen Materials als notwendig an. Sie entschieden sich fuer Videofilme, da diese u.a. gegenueber einer Testung in vivo wesentlich oekonomischer durchzufuehren seien und gegenueber der Testung mit abstraktem Material motivierender (S. 7). | ||
TestaufbauDer SMT besteht in den beiden parallelen Langversion aus je 12 Videofilmen mit je fuenf Szenen, die verschiedene Handlungen darstellen:(0) Essen in einer Kantine (Uebungsszene; Drehort: Mensa Roemerstrasse, Bonn; M-Ue); (1) Kauf einer Hose (Drehort: Kaufhaus Leffers, Bonn Innenstadt; M-1); (2) Geldabheben am Bankautomaten (Drehort: Sparkassenfiliale Bonn-Endenich; M-2); (3) Am Morgen (Drehort: private Wohnung; F-1); (4) Anrufen aus einer oeffentlichen Telefonzelle (Drehort: Venusberg, Bonn; F-2); (5) Braten von Spiegeleiern (Drehort: private Wohnung; M-2); (6) Fahren mit dem Bus (Drehort: Hbf Bonn, Buslinie 638; F-1); (7) Bedienung eines Kaffeeautomaten (Drehort: Universitaet Bonn; M-1); (8) Schreiben eines Briefes (Drehort: private Wohnung; F-2); (9) Zahnarztbesuch (Drehort: Praxis Dr. Kuechlin, Bonn-Oberkassel; M-1); (10) Aemtergang wegen neuem Reisepass (Drehort: Buergeramt der Stadt Bonn; F-2); (11) Einkauf im Supermarkt (Drehort: Extra-Markt, Bonn-Nord; F-1); (12) Restaurant Besuch (Drehort: Restaurant "Traube", Bonn-Innenstadt; M-2). Die Hauptakteure der jeweiligen Skripte wurden nach Geschlecht und Auftreten gleichmaessig aufgeteilt. Hinter den Kuerzeln verbergen sich die Personen, die jeweils in drei Skripten die Identifikationsfigur abgeben (M-1: Christian Hoppe, M-2: Joachim Funke, F-1: Petra Classen, F-2: Stefanie Grube-Unglaub, M-Ue: Klaus-Martin Klein in der Uebungsszene als Kantinenbesucher). Nach einer allgemeinen Einfuehrung (Funke et al., 1996, S. 8) wird anhand zweier Beispielszenen aus dem Skript 0 "Essen in einer Kantine" (Szene ohne Fehler und eine Fehlerszene) der Ablauf des Tests erlaeutert. Zunaechst wird der Proband mittels eines Titelbildes ueber den Gesamtzusammenhang der Szene informiert. Er wird gefragt, ob die Handlung der Testperson vertraut ist ("Vertrautheit vorher"), anschliessend wird die Filmszene gezeigt. Der Proband hat die Aufgabe, sofort "stop" zu sagen, wenn die im Film handelnde Person einen Fehler macht (Teilaufgabe "Planueberwachung"). Nach der Filmdarbietung soll der Proband nochmals angeben, ob die Hauptperson einen Fehler in der Szene gemacht hat oder nicht (Teilaufgabe "Fehlerdiagnostik") und diesen gegebenenfalls beschreiben. Ausserdem wird wiederum nach der Vertrautheit der Handlung ("Vertrautheit nachher") gefragt. Zum Schluss werden vier Standbilder praesentiert, von denen der Proband dasjenige aussuchen soll, welches der gerade gezeigten Szene unmittelbar nachfolgt (Teilaufgabe "Abfolgen erkennen"). Waehrend der Instruktionsphase sind Fragen und Erlaeuterungen erlaubt. Der Test kann mit Hilfe des dafuer entwickelten Computerprogramms durchgefuehrt werden. Im ersten Programmteil werden die allgemeinen Basisdaten aufgenommen, der zweite Programmteil betrifft die Testphase. Dem Versuchsleiter werden ueber den Computerbildschirm Informationen vorgeben ueber den Verlauf des Videos sowie Anweisungen, an welcher Stelle das Videoband mit der Pausentaste zu unterbrechen ist und welche Fragen an die getestete Person gestellt werden muessen. Die Kurzform SMT-K besteht aus sechs Skripten mit je drei Szenen. Ebenso wie beim SMT wird das Vorgehen zunaechst anhand von zwei Beispielszenen geuebt. In der Testphase werden die Antworten des Proband auf dem Antwort- und Auswertungsbogen des SMT-K (Anhang 6) notiert und es wird gemaess der Anleitung im Manual je nach Antwort mit der Instruktion fortgefahren. | ||
AuswertungsmodusDie Auswertung des SMT ist im Manual nicht beschrieben. Moeglicherweise erfolgt sie mittels PC-Programm. Der SMT-K wird ausgewertet, indem fuer jede korrekte Antwort (PUe, FD und AE) im Auswertungsbogen ein Punkt vergeben wird. Es kann durch Summieren ein Gesamtrohwert fuer die Teilaufgaben errechnet werden (maximal 18: je drei Szenen aus sechs Skripts). | ||
AuswertungshilfenFuer den SMT-K steht ein Auswertungsbogen zur Verfuegung. Es werden fuer den SMT Vergleichswerte von drei klinischen Stichproben angegeben, deren Ergebnisse auch auf die SMT-Kurzform bezogen werden. | ||
AuswertungszeitDie Auswertung des SMT laesst sich wegen fehlender Informationen nicht abschaetzen. Die Auswertung des SMT-K duerfte ca. 10 Minuten erfordern. | ||
ItembeispieleDie Videosequenzen koennen hier nicht wiedergegeben werden. | ||
Durchführung | ||
TestformenEs liegen zwei aus je zwoelf Skripten a fuenf Szenen bestehende parallele Langformen A und B sowie eine aus sechs Skripten a drei Szenen bestehende Kurzform (SMT-K) vor. Das Verfahren ist als Einzeltest durchzufuehren. | ||
AltersbereicheErwachsene. | ||
DurchführungszeitFuer die Langform des SMT wird eine Durchfuehrungszeit von mindestens 2 Stunden (inklusive Pausen) angegeben. Fuer die Kurzform wird eine Durchfuehrungszeit von 30-45 Minuten genannt (Funke et al., 1996, S. 35). | ||
MaterialFuer die Durchfuehrung des SMT werden das Videoband benoetigt (unveroeffentlicht) sowie das von Hoppe (1996) entwickelte PC-Programm zur Datenerhebung. Fuer die Datenerhebung ist ein PC mit mindestens 386 Prozessor, VGA-Graphik-Karte und ein DOS-Betriebssystem vonnoeten, ausserdem ein Videorecorder. Das Manual zum SMT wurde von Funke et al. (1996) veroeffentlicht. Die Durchfuehrung des SMT-K erfordert das entsprechende Videoband. | ||
InstruktionDie Instruktion ist im Manual beschrieben und wird beim SMT laut Angaben des Manuals dem Versuchsleiter per Computer wortwoertlich vorgegeben. Die Instruktion zum SMT-K ist im Manual wortwoertlich abgedruckt. | ||
DurchführungsvoraussetzungenGrundsaetzlich sollte der Testleiter mit der Durchfuehrung des Tests gut vertraut sein. Speziell fuer den SMT-K werden einige Durchfuehrungsrichtlinien genannt (Funke et al., 1996, S. 39 f.): Bei schlechter akustischer Tonqualitaet des Videobandes soll der Proband explizit zum Nachfragen ermuntert werden. Pausen sollten nur zwischen den Skripts eingelegt werden. Waehrend der Testphase sollten keine Rueckmeldungen ueber die Richtigkeit der Antworten erfolgen. | ||
TestkonstruktionDie Testkonstruktion orientiert sich an Konzepten der klassischen Testtheorie. Zu Beginn der 90-er Jahre wurde eine Pilotversion des SMT entwickelt, die das Skript "Kaffee kochen" zum Gegenstand hatte (Funke & Grube-Unglaub, 1993; Grube-Unglaub, 1992). Aufgrund sachlogischer Erwaegungen (vgl. Funke & Fritz, 1995) wurden die grundlegenden Anforderungen an die Testperson festgelegt. Diese Anforderungen hat der Patient fuer jede Szene zu bearbeiten. Sie beziehen sich auf die Dimensionen Planueberwachung (PUe), Fehlerdiagnose (FD) und Abfolgen erkennen (AE). Funke und Grube-Unglaub (1993) verglichen die Ergebnisse der SMT-Pilotversion von 10 Patienten mit lokalisierten frontalen Hirnschaedigungen mit einer Stichprobe von 10 neurologischen Rehabilitationspatienten ohne zerebrale Laesion, die sich hinsichtlich des Leistungsniveaus in gedaechtnisbezogenen, konzentrativen und intellektuellen Indikatoren als hinreichend aehnlich erwiesen. Es ergaben sich fuer alle drei Indikatoren signifikante Unterschiede zwischen den beiden Extremgruppen in der erwarteten Richtung. In einer Untersuchung von Matthes-Cramon, Grube-Unglaub und Funke (1995) wurden hirngeschaedigte Patienten mit unterschiedlicher Aetiologie (6 Patienten mit zerebraler Hypoxie, 8 mit Mediateilinfarkt, 10 mit gedecktem Schaedelhirntrauma) hinsichtlich ihrer SMT-Ergebnisse verglichen. Es konnten keine signifikanten Gruppenunterschiede gefunden werden, was u.a. auf die Heterogenitaet der Teilstichproben hinsichtlich der kognitiven Basisfunktionen zurueckgefuehrt wurde. Lorenz (1995) untersuchte 23 Patienten einer neuropsychologischen Station. Entgegen den Hypothesen schnitten die fuenf Patienten mit Frontalhirnlaesion in der Teilaufgabe "Abfolgen erkennen" signifikant besser ab als Kontrollpatienten. Dies wird jedoch der Heterogenitaet der Kontrollgruppe und dem signifikant juengeren Alter der Frontalhirnpatienten zugeschrieben. Bei der Korrelation der SMT-Ergebnisse mit einer aktiv durchzufuehrenden Handlung (Kochen eines Gerichtes) ergaben sich eine Reihe signifikanter Korrelationen in der erwarteten Richtung.Nachdem sich aus Sicht der Autoren die grundsaetzliche Brauchbarkeit des gewaehlten diagnostischen Zuganges erwiesen hatte, wurden 12 weitere alltaegliche Handlungsablaeufe zur Verfilmung ausgewaehlt (Funke et al., 1996, S. 11 ff.). Die Skripte unterscheiden sich nach dem Ausmass der sozialen Interaktion, nach der zeitlichen Dauer oder nach der Vorkommenshaeufigkeit. Es wurden sowohl private als auch oeffentliche Situationen gewaehlt. Anschliessend wurden fuer jeden Handlungsablauf skripttypische Einzelhandlungen formuliert, die auf Typikalitaetsrating aus Untersuchungen von Vaterrodt (1992) und Klein (1990) bzw. auf uebereinstimmenden Nennungen der Projektmitarbeiter beruhen. Pro Skript wurde aus der Liste der typischen Handlungen eine Handlungsabfolge von 13 abgrenzbaren Einzelhandlungen extrahiert und zu den Einzelhandlungen Nr. 2-11 je eine moegliche Fehlerhandlung ausgedacht. Die Handlungen 1, 12 und 13 wurden nur fuer Standbilder benoetigt. Pro Skript entstanden somit 10 fehlerfrei sowie 10 fehlerhaft verfilmte Einzelhandlungen. Die Dreharbeiten fanden 1994 statt, anschliessend wurden die Filme entsprechend ihrer Qualitaet geschnitten. Es wurden nur Szenen in den Test aufgenommen, die vollstaendig waren, eine gute Film- und Tonqualitaet aufwiesen und bei denen die Szenenaktion gut erkennbar war. Fuer jedes Skript konnten vier Fehlerszenen gefunden werden, wobei darauf geachtet wurde, dass verschiedene Fehlerkategorien (Verletzung einer sozialen Norm, Reihenfolgefehler und absolute Handlungsfehler) in etwa gleichmaessig in jeder Testversion Verwendung fanden (Funke et al., 1996, S. 17). Ausserdem wurde jedes Skript so konzipiert, dass Szene 2 bzw. 3 zur filmischen Eingewoehnung immer als fehlerfreie Szene an den Beginn des jeweiligen Skripts gesetzt wurde. Letztlich resultierten aus der Auswahl zwei Parallelversionen mit aus je fuenf vergleichbaren Szenen bestehenden 12 Skripts. In einem weiteren Schritt wurden die fuer die Teilaufgabe "Abfolgen erkennen" noetigen Standbilder extrahiert (S. 18 f.). In einem Vortest an gesunden Versuchspersonen (30 ueberwiegend Studierende; 20-41 Jahre, Altersdurchschnitt 26.5 Jahre; 20 weiblich, 10 maennlich) wurde geprueft, ob diese die vier Bilder in die richtige Reihenfolge bringen koennen. Hierzu wurde das zweite Bild markiert (entsprechend der Annahme, dass die Patienten im SMT dieses zuletzt gezeigte Bild wiedererkennen und an die Position zwei setzen). Aufgabe war die Zuordnung der Bilder 1, 3 und 4. Die Ergebnisse zeigten, dass insbesondere die Standbilder zu den Skripten Telefonieren und Restaurantbesuch uneindeutig waren. Sie und andere Standbilder wurden anschliessend nachbearbeitet. Eine erneute Ueberpruefung dieser Bilder ist vorgesehen. Fuer die Datenerfassung und Analyse der erhobenen Daten wurde ein Computerprogramm (Hoppe, 1996) entwickelt. Ausserdem wurde eine Kurzversion (SMT-K), bestehend aus sechs Skripten mit je drei Szenen (davon eine oder zwei fehlerbehaftete), konzipiert. Die Auswahl der Skripte orientierte sich an verbalen Rueckmeldungen von 22 untersuchten Patienten. Ausserdem wurden solche Szenen ausgewaehlt, die sich in vorherigen Untersuchungen als nicht zu leicht erwiesen hatten; die Hauptpersonen (Frau-Mann) und der Ort der Handlung (privat-Oeffentlichkeit) sollten gemischt vorkommen. Die Auswahl der Skripte und Szenen wird im Manual (S. 33-35) erlaeutert. Entgegen dem SMT wurde nicht immer mit einer fehlerfreien oder in der Skriptlogik am Anfang der Handlung stehenden Szene begonnen. Hierdurch sollte die Schwierigkeit des Tests gesteigert werden. | ||
Gütekriterien | ||
ObjektivitätAufgrund der computergestuetzten Durchfuehrung mit standardisierter Instruktion sowie computerisierter Auswertung kann die Durchfuehrungs- und Auswertungsobjektivitaet als gegeben angesehen werden. Dies gilt aufgrund der genauen Durchfuehrungsanweisungen im Manual auch fuer den SMT-K. Die Interpretationsobjektivitaet von SMT und SMT-K ist aufgrund fehlender Normen nicht gegeben. | ||
ReliabilitätKeine Angaben. | ||
ValiditätDie diskriminative Validitaet konnte in einer Untersuchung der Version A des SMT nicht belegt werden: Es wurden insgesamt 23 Patienten zweier Rehabilitationskliniken untersucht. Die Experimentalgruppe (EG) umfasste acht Patienten mit einer durch Computer- und/oder Kernspintomographie nachgewiesenen Laesion im Frontallappenbereich. Kontrollgruppe 1 bestand aus acht hinsichtlich Alter und Intelligenz vergleichbaren Patienten ohne Hirnschaedigung, Kontrollgruppe 2 aus sieben Patienten mit einer Laesion in nicht-frontalen Hirnbereichen. Neben dem SMT wurden verschiedene Testverfahren zur Diagnose kognitiver Basisfertigkeiten wie Intelligenz (LPS-K), Konzentration (d2), Gedaechtnis fuer verbales (Untertest logisches Denken des WMS) und nonverbales Material (Recurring Figures Test) sowie Planungskompetenz (Turm von Hanoi, Bilderordnen des HAWIE-R und Wisconsin Card Sorting Test) eingesetzt. Entgegen den Hypothesen zeigte sich hinsichtlich der drei SMT-Variablen kein signifikanter Unterschied zwischen der Experimentalgruppe und den Kontrollgruppen. Auch bei der Bearbeitung der planungsspezifischen Referenztests ergab sich lediglich hinsichtlich der Perseverationen im WCST ein substantieller Effekt (Funke et al., 1996, S. 28). Weil Unterschiede im Alter sowie in den Leistungen bei den verschiedenen Tests zur Pruefung der kognitiven Basisfunktionen nicht kontrolliert wurden, wurde anschliessend eine multiple Regressionsanalyse fuer die drei Teilaufgaben durchgefuehrt, in die Hauptergebnisse der verwendeten Referenztests fuer Intelligenz-, Konzentrations- und Gedaechtnisleistungen sowie die Gruppenzugehoerigkeit eingingen (S. 29-30). Lediglich fuer die Variable "Planueberwachung" ergab sich nach dem Herauspartialisieren der o.g. Effekte ein signifikanter Gruppenunterschied (auf einem 10%-Signifikanzniveau). Ein Vergleich der Mittelwerte der drei Variablen ueber alle Stichproben und Skripte zeigte, dass die Skripte sich hinsichtlich ihrer Schwierigkeit stark unterschieden. Waehrend z.B. im Skript "Am Morgen" insgesamt drei Szenen fehlerhaft bearbeitet wurde, waren dies im Skript "Geldautomat" immerhin 25 Szenen. Die insgesamt enttaeuschenden Ergebnisse werden von den Autoren auf verschiedene Umstaende zurueckgefuehrt (Funke et al., 1996, S. 32): Es wird vermutet, dass die Patienten der Experimentalgruppe im Mittel nicht die erwartete Stoerung hatten, da auch andere (valide) Tests, wie z.B. der Wisconsin Card Sorting Test, nicht zwischen den Gruppen zu trennen vermochte. Ausserdem erwiesen sich die Teilanforderungen "Planueberwachung" und "Fehlerdiagnostik" als zu leicht, um die vermutete Stoerung abbilden zu koennen.Von Fritz und Hussy (1995) wurde das SMT-Konzept auf eine entwicklungspsychologische Fragestellung angewendet. Sie verfilmten die Skripts "Aufstehen" und "Schule ist aus" und untersuchten 35 Kinder mit dazwischen geschaltetem Foerderunterricht. Schwierigkeits- und Messwiederholungseffekte wurden an 70 Kindern ueberprueft. Zwar ergaben sich signifikante Verbesserungen der beiden Parameter "Fehlerdiagnostik" und "Abfolgen erkennen" zwischen den beiden Messzeitpunkten. Diese liessen sich jedoch nicht eindeutig auf den Foerderunterricht zurueckfuehren. Auch bezweifeln die Autoren, ob die bei Erwachsenen moeglicherweise feststellbare Uebereinstimmung von Individuen hinsichtlich normativer Skriptablaeufe bei Kindern angesichts familienspezifischer Erfahrungen ebenfalls zu konstatieren sei (S. 197). | ||
NormierungEine Normierung wurde nicht durchgefuehrt. Fuer drei Stichproben (EG: 8 Patienten mit einer nachgewiesenen Laesion im Frontallappenbereich, K1: 8 Patienten ohne Hirnschaedigung, K2: 7 Patienten mit einer Laesion in nicht-frontalen Hirnbereichen (vgl. Validitaet) werden Rohwerte fuer die drei Variablen PUe, FD und AE pro Skript und pro Szene angegeben (Funke et al., 1996, S. 31 und S. 70-73) Aufgrund dieser Datenerhebung werden auch Rohwerte fuer den SMT-K angegeben (Funke et al., 1996, S. 40). | ||
AnwendungsmöglichkeitenDer SMT soll bei Personen Anwendung finden, deren Planungsfaehigkeit moeglicherweise beeintraechtigt ist. Dies sind zum einen Personen, bei denen sich ein entsprechendes kognitives und/oder handlungsbezogenes Funktionsdefizit in alltaeglichen Situationen manifestiert, zum anderen Menschen, bei denen eine zerebrale Schaedigung unter substantieller Mitbeteiligung des frontalen Areals vorliegt (Grube-Unglaub & Funke, 1995, S. 142). | ||
BewertungMit dem SMT wurde auf der Basis von theoretischen Ueberlegungen ein Test entwickelt, der kontextuelles Wissen einbezieht und so einen neuen Zugang zur Erhebung von Planungsfaehigkeit im Kontext neuropsychologischer Untersuchungen eroeffnet. Der Test kann aufgrund seiner theoretischen Fundierung inhaltlich-logische Validitaet fuer sich beanspruchen. Die diskriminative Validitaet konnte bisher jedoch nicht nachgewiesen werden, so dass der praktische Nutzen des Tests in Frage steht. Zu kritisieren ist auch, dass keine Normierung durchgefuehrt wurde und nur wenige Vergleichswerte zur Verfuegung stehen. Dabei ist es auch unzulaessig, Daten aus der Erhebung mit der SMT-Langform auf die Kurzform zu beziehen, da diese hinsichtlich Szenenabfolge und Durchfuehrung nicht miteinander vergleichbar sind. Die Autoren merken selbst an, dass die Ergebnisse zum SMT derzeit nicht zufriedenstellend ausfallen, verweisen jedoch u.a. auf die geringen Mittel, mit denen die Arbeit realisiert wurde (Funke et al., 1996, S. 41). Dass mit der Konzeption - wie die Autoren meinen - eine richtige Richtung eingeschlagen wurde, waere durch weitere Forschungsarbeiten zu belegen. So muessten beispielsweise wesentlich schwierigere Aufgaben konzipiert werden, wie es mit dem SMT-K bereits angestrebt wurde. Augenblicklich ist von der Anwendung des SMT eher abzuraten. | ||
Literatur
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Jutta Wolff (30.04.2000) | ||
APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms: | Classical Test Theory; Computerized Assessment; Videotapes; Photographs; Neuropsychological Assessment; Patients; Clinical Psychology; Neuropsychology; Brain Damage; Cognitive Processes; Schema; Planned Behavior; Monitoring; Reasoning; Memory Klassische Testtheorie; Computergestützte Messung; Videoaufzeichnungen; Photographien; Neuropsychologische Messung; Patientinnen und Patienten; Klinische Psychologie; Neuropsychologie; Hirnschädigung; Kognitive Prozesse; Schemata; Geplantes Verhalten; Überwachen; Schlussfolgerndes Denken; Gedächtnis | |
weitere Schlagworte: | 1992; Parallelformen; Kurzform SMT-K; Planungsfähigkeit; Planerisches Skript "Kaffeekochen"; 12 Videofilme mit je 5 Szenen (Langformen); 6 Skripte mit je 3 Szenen (Kurzform); Teilleistungen: 1 Planüberwachung, 2 Fehlerdiagnostik, 3 Abfolgen erkennen | |
Klassifikation: | Neuropsychologische Diagnostik; Kognitive Prozesse; Neurologische Störungen und Hirnschädigung Neuropsychologische Verfahren 11.22 | |
Anwendungstyp: | Clinical Diagnosis | |
Art der Publikation: | Test; Other Test Materials (90; 95) | |
Sprache: | German | |
Land: | Germany | |
Publikationsjahr: | 1992 | |
Änderungsdatum: | 201109 | |
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