0001 | info@leibniz-psychology.org | © 2024 ZPID | |
| ||
Vollansicht des PSYNDEX Tests-Dokuments: Beck-Depressions-Inventar (2. Auflage) | ||
PSYNDEX Tests-Dokument: 9005415 | ||
BDI-II - Beck-Depressions-Inventar (2. Auflage) (PSYNDEX Tests Review) | ||
Beck Depression Inventory - Second Edition (BDI-II; Beck, A.T., Steer, R.A. & Brown, G.K., 1996) - German version/author | ||
Beck, A. T., Steer, R. A. & Brown, G. K. | ||
(2006). BDI-II Beck Depressions-Inventar 2. Auflage [Manual und ein Fragebogenblock à 50 Blatt]. Frankfurt am Main: Harcourt. Preis: Euro 80,50 zzgl. Mwst. (Gesamtsatz; Stand: 15.4.2020) | ||
Bezugsquelle: Pearson Benelux B.V. (Zweigniederlassung Deutschland), Kaiserstraße 44, D-60329 Frankfurt am Main; E-Mail: info.de@pearson.com; URL: https://www.pearsonclinical.de/; Stand: 1.11.2024. Anmerkung: Der Test ist auch digital auf der Plattform Q-global verfügbar. | ||
Adresse(n): o Aaron Temkin Beck, M.D., Beck Institute for Cognitive Therapy and Research (1921-2021) ; E-Mail: info@beckinstitute.org ; URL: https://beckinstitute.org/wp-content/uploads/2021/11/Dr.-Aaron-T.-Beck-Passes-Away-at-100.pdf ; Stand: 2.11.2021 o Dr. Robert A. Steer, Professor, Academy of Cognitive Therapy, Rowan University School of Osteopathic Medicine 42, Stratford, New Jersey, 08084, United States ; E-Mail: steer@rowan.edu ; URL: https://www.academyofct.org/members/?id=43484779 ; Stand: 24.04.2019 o Beck Institute for Cognitive Therapy and Research, One Belmont Avenue, Suite 700, Bala Cynwyd, PA 19004-1610, USA ; E-Mail: info@beckinstitute.org ; URL: http://www.beckinstitute.org/ ; Stand: 25.4.2019 | ||
WWW-Informationen:
| ||
AbstractDiagnostische Zielsetzung:Bei dem BDI-II handelt es sich um ein Screeningverfahren zur Erfassung einer depressiven Symptomatik via Selbstbeurteilung.
| ||
Testkonzept | ||
Theoretischer HintergrundBeim Beck-Depressions-Inventar II (BDI II) handelt es sich um eine Revision des bewährten Beck Depressions-Inventars (BDI; Beck, Ward, Mendelson, Mock & Erbaugh, 1961). Das Verfahren soll in Form einer Symptomliste zur Selbsteinschätzung die subjektive Schwere einer Depression abbilden und helfen, zwischen depressiven und nichtdepressiven Personen zu unterscheiden. Es stützt sich nicht auf eine spezifische Depressionstheorie, sondern beruht auf den verbalen Beschreibungen depressiver Symptome durch Patienten und zielt darauf ab, ausgehend von den im Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-IV) genannten Kriterien die Symptomatik einer depressiven Störung abzubilden.Das ursprüngliche Verfahren war von Beck et al. (1961) aufgrund der Unzufriedenheit mit Fremdeinschätzungen von Depressiven durch Psychiater und mit früheren Methoden der Depressionsmessung, z.B. mit dem Minnesota Multiphasic Personality Inventory, entwickelt worden. Beck, Rush, Shaw und Emery (1979; Beck & Steer, 1987) hatten mit dem BDI-IA eine ergänzte Fassung des Verfahrens vorgelegt. Den Testautoren erschien jedoch nunmehr eine umfassende Revision des BDI erforderlich, da das Instrument nach der mehrmaligen Revision des DSM nicht mehr in der Lage war, die dort genannten Diagnosekriterien einer Depression angemessen abzubilden (zusammenfassend Beck et al., 2006, S. 5 f.). Ausgehend von den Diagnosekriterien im DSM IV wurde daher der Itempool des BDI revidiert, die Items wurden mit dem Ziel höherer Verständlichkeit umformuliert und der Bezugszeitraum für die Beantwortung wurde im Einklang mit dem DSM-IV auf zwei Wochen erweitert (Beck, Steer & Brown, 1996). | ||
TestaufbauDer Fragebogen umfasst 21 Items, welche die wesentlichen Symptome einer Depression nach dem DSM-IV abbilden sollen. Jedes Item besteht aus einer Symptombezeichnung und vier Feststellungen, welche unterschiedliche Schwergrade des Symptoms ausdrücken. Die Testpersonen werden gebeten anzugeben, welche der vier Feststellungen ihr Befinden in den vergangenen zwei Wochen am besten beschreibt.Die Items des BDI beziehen sich im Einzelnen auf folgende Symptome: 1 Traurige Stimmung, 2 Pessimismus, 3 Frühere Misserfolge, 4 Verlust von Freude, 5 Schuldgefühle, 6 Gefühle, bestraft zu werden, 7 Abneigung gegen sich selbst, 8 Selbstvorwürfe, 9 Selbstmordgedanken oder -wünsche, 10 Weinen, 11 Unruhe, 12 Interesselosigkeit, 13 Entschlussunfähigkeit, 14 Wertlosigkeit, 15 Verlust an Energie, 16 Veränderung der Schlafgewohnheiten, 17 Reizbarkeit, 18 Veränderungen des Appetits, 19 Konzentrationsschwierigkeiten, 20 Müdigkeit, 21 Verlust des Interesses am Sex. | ||
AuswertungsmodusJeder Antwortoption wird ein Punktwert zwischen 0 (nicht vorhanden, keine Depression) bis 3 (starke Ausprägung, schwere Depression) zugewiesen. Die Punktwerte werden über alle Items zu einem Gesamtscore addiert, der die Schwere einer Depression abbilden soll und zwischen 0 und 63 variieren kann. Zur Interpretation sind die folgenden Kriteriumswerte aufgeführt, die anhand von ROC-Analysen an Daten einer Patientenstichprobe (n = 127) gewonnen wurden (Beck et al., 2006, S. 12):0-13 Punkte = keine oder minimale Depression 14-19 Punkte = leichte Depression 20-28 Punkte = mittelschwere Depression 29-63 Punkte = schwere Depression. Ein Cut-off-Wert von 17 resultierte in der genannten Patientenstichprobe mit einem Anteil von 93 Prozent richtigen Zuordnungen bei 17 Prozent falsch positiven Urteilen über das Vorliegen einer Major Depression. | ||
AuswertungshilfenSpezielle Auswertungshilfen werden nicht benötigt. | ||
AuswertungszeitDie sehr einfache Auswertung erfordert nur das Addieren von Punktwerten und beansprucht lediglich 1-2 Minuten. | ||
Itembeispiele(1) "Traurigkeit"0 Ich bin nicht traurig. 1 Ich bin oft traurig. 2 Ich bin ständig traurig. 3 Ich bin so traurig oder unglücklich, dass ich es nicht aushalten kann. (18) "Veränderungen des Appetits" 0 Mein Appetit hat sich nicht verändert. 1a Mein Appetit ist etwas kleiner als sonst. 1b Mein Appetit ist etwas größer als sonst. 2a Mein Appetit ist viel kleiner als vorher. 2b Mein Appetit ist viel größer als vorher. 3a Ich habe überhaupt keinen Appetit. 3b Ich habe ständig großen Hunger. | ||
Durchführung | ||
TestformenDer Fragebogen kann in Einzel- oder Gruppenuntersuchungen verwendet werden. Bei schwer depressiven und konzentrationsgestörten Patienten oder Personen mit Leseschwierigkeiten ist auch eine mündliche Bearbeitung möglich; hier werden die Items durch den Untersucher vorgelesen. Neben dem englischsprachigen Original und der deutschen Übersetzung liegen bspw. spanische und französische Fassungen vor. | ||
AltersbereicheDas Verfahren kann Jugendlichen und Erwachsenen im Altersbereich von 13 bis über 80 Jahren vorgegeben werden. | ||
DurchführungszeitMeist wird der Fragebogen in 5 bis 10 Minuten beantwortet. Mit fortschreitender Depressionstiefe oder bei Zwangsstörungen können die Bearbeitungszeit und der Aufwand, z.B. um einen Patienten zur Beantwortung zu motivieren, jedoch erheblich ansteigen. | ||
MaterialEs werden lediglich Fragebogen und Schreibgerät benötigt. | ||
InstruktionEine sehr kurze standardisierte Instruktion ist auf dem Fragebogen abgedruckt. | ||
DurchführungsvoraussetzungenDie Untersuchung mit dem BDI-II sollte in einer ruhigen, störungsfreien Atmosphäre geschehen. Auf Seiten der Patienten sind hinreichende Lesefähigkeit und Sprachverständnis vorauszusetzen. Im Normalfall stellt die Durchführung und Auswertung darüber hinaus keine besonderen Anforderungen und kann auch von Hilfspersonal übernommen werden. Allerdings sollte die Interpretation Experten mit angemessener Ausbildung und/oder klinischer Erfahrung überlassen werden. Auch die Durchführung bei schwer depressiven Patienten sollte klinisch erfahrenen Anwendern vorbehalten bleiben. | ||
TestkonstruktionDie Konstruktion des BDI-II orientierte sich an den Kriterien der Klassischen Testtheorie. Beck und Mitarbeiter begannen 1994 mit der Revision des BDI-IA (vgl. Beck et al., 2006, S. 6). Zunächst wurden neue Items formuliert, welche sich speziell auf die Diagnosekriterien des DSM-IV bezogen (Agitiertheit, Wertlosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Energieverlust). Weitere Itemüberschriften und Antwortmöglichkeiten des ursprünglichen BDI wurden mit dem Ziel höherer Verständlichkeit umformuliert, und die Antwortmöglichkeiten wurden ggf. erweitert. So wird bei Items zu den Kriterien "Schlaf" und "Appetit" sowohl nach einer Minderung als auch nach einer Steigerung des entsprechenden Bedürfnisses gefragt. Eine Erprobungsversion mit k = 27 Items wurde n = 193 ambulanten psychiatrischen Patienten vorgegeben. Auf Grundlage item- und faktorenanalytischer Befunde wurde der Itempool auf 21 Items reduziert. Eine tabellarische Zusammenfassung der Unterschiede zwischen BDI-IA und BDI-II findet sich im Testmanual (Beck et al., 2006, S. 7 f.). Lediglich drei der Items (Negatives Körperbild, Selbstmordimpulse, Libidoverlust) blieben unverändert. Bei der Mehrzahl der übrigen Items wurden ein oder mehrere Antwortoptionen umformuliert. Vier Items (Veränderung des Körperschemas, Arbeitsschwierigkeit, Gewichtsverlust, intensive Beschäftigung mit körperlichen Symptomen und Libidoverlust) entfielen resp. wurden durch vier neue Items (Agitiertheit, Wertlosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Energieverlust) ersetzt.Die Itemkennwerte (Mittelwert, Standardabweichung, Häufigkeit der mit 1, 2 oder 3 beurteilten Symptome, Trennschärfen) wurden in einer klinischen Gesamtstichprobe von n = 500 ambulanten Patienten (zusammengesetzt aus vier Teilstichproben unterschiedlicher Größe) gewonnen, die das BDI-II im Rahmen einer standardisierten Testbatterie bearbeitet hatten. Als nicht-klinische Kontrollstichprobe fungierten n = 120 Collegestudierende. Die korrigierten Item-Gesamtwert-Korrelationen der BDI-II-Items (Beck et al., 2006, S. 14 f.) variierten in der Patientenstichprobe zwischen rit-i = .39 (Verlust des Interesses am Sex) und rit-i = .70 (Verlust von Freude), wobei die Werte mehrheitlich über rit = .55 lagen. In der Kontrollstichprobe fanden sich vergleichbare Ergebnisse (.27 < = rit-i < = .74). Für jedes Item wurden ferner aus den Daten der Patientenstichprobe sog. Item-Option Characteristic Curves berechnet, die veranschaulichen, wie stark die Aussagen pro Symptomgruppe sich unterscheiden und inwieweit sie eindimensional die zugrunde liegende Dimension ("latent trait") abbilden (Beck et al., 2006, S. 16 ff.). In den Grafiken ist pro Item die Wahrscheinlichkeit der Wahl einer bestimmten Antwortoption in Abhängigkeit des erwarteten BDI-Gesamtwerts abgetragen. Ferner wird in einer zweiten Grafik die erwartete Itembeurteilung in Abhängigkeit des erwarteten Gesamtwerts wiedergegeben. Bei allen 21 Items findet sich der zu erwartende monotone Zusammenhang zwischen Itembeurteilung und Gesamtwert. Lediglich bei vier der 21 Items ergaben sich leichte Abweichungen von der erwarteten Rangfolge der Antwortkategorien, d.h. eine höhere Depressionsschwere ging nicht mit einer größeren Wahrscheinlichkeit einer höheren Symptomausprägung einher. | ||
Gütekriterien | ||
ObjektivitätAngesichts der standardisierten Instruktion erscheint eine hohe Durchführungsobjektivität möglich. Schwierigkeiten könnten sich diesbezüglich jedoch bei sehr depressiven Personen ergeben, da diese zur Mitarbeit motiviert werden und ggf. die Fragen mündlich vorgetragen werden müssen, sodass die Person des Testleiters deutlichen Einfluss gewinnt. Die Auswertung und Interpretation des Fragebogens können dagegen als objektiv gelten. | ||
ReliabilitätDie psychometrischen Eigenschaften des BDI-II wurden an einer Gesamtstichprobe von n = 500 ambulanten Patienten (zusammengesetzt aus vier Teilstichproben unterschiedlicher Größe) gewonnen, die das BDI-II im Rahmen einer standardisierten Testbatterie bearbeitet hatten. In dieser Stichprobe ergab sich ein Cronbachs Alpha von .92. In einer nicht-klinischen Kontrollstichprobe (n = 120 Collegestudierende) wurde ein Wert von Alpha = .93 ermittelt.Die Retestreliabilität wurde an n = 26 ambulanten Patienten bestimmt, die das BDI-II in ihrer ersten und zweiten Therapiesitzung (im Abstand von ca. einer Woche) bearbeiteten. Die beiden Testwerte korrelierten zu r = .93. Für eine deutsche Fassung des BDI-II ermittelten Kühner, Bürger, Keller und Hautzinger (in Druck) an verschiedenen Stichproben (n = 36 akut Depressive, n = 52 remittiert Depressive, n = 315 nichtklinische Stichprobe) ebenfalls gute bis sehr gute Werte für die interne Konsistenz (.84 < = Alpha < = .90). An nichtklinischen Stichproben ergaben sich hohe Retestkorrelationen von r = .78 (Studierende, n = 23, 3-Wochenintervall) resp. r = .78 (Gemeindestichprobe aus Mannheim, n = 50, 5-Monatsintervall), während in einer Patientenstichprobe (n = 50) erwartungsgemäß eine geringere Retestkorrelation resultierte (r = .47). | ||
ValiditätDas Testmanual (Beck et al., 2006) nimmt Stellung zur Inhalts-, Konstrukt- und faktoriellen Validität des BDI-II sowie zu seiner Diskriminationsfähigkeit zwischen verschiedenen Gruppen. Alle Daten wurden an amerikanischen Stichproben gewonnen.Die Inhaltsvalidität des BDI-II ist insofern gegeben, als seine Revision auf Grundlage der DSM-IV-Diagnosekriterien einer Depression erfolgte, sodass nunmehr die relevanten Diagnosekriterien durch die Items abgebildet werden. Zur Konstruktvalidität werden Befunde berichtet, welche die Korrespondenz zwischen dem BDI-II und seiner Vorgängerversion BDI-IA belegen (n = 191 Patienten). Die Korrelation zwischen beiden Verfahren ist mit r = .93 als sehr hoch einzustufen. Allerdings liegen die Mittelwerte des BDI-II um 2.96 Punkte über denen es BDI-IA. Sollen Werte der beiden Instrumente verglichen werden, so kann dies auf Grundlage einer auf der o.g. Datenbasis erstellten Tabelle (Beck et al., 2006, S. 21) geschehen, die nach der Methode der äquidistanten Perzentile erstellt wurde. In einer weiteren Studie an n = 84 Patienten, die das BDI-I ca. eine Woche vor ihrer Eingangsuntersuchung zuhause und das BDI-II in der Untersuchung bearbeiteten, ergab sich ebenfalls eine hohe Korrelation von r = .84; auch hier lag der Mittelwert des BDI-II um ca. 3.5 Skalenpunkte über dem des BDI-I. Ferner ergaben sich Korrelationen zwischen dem BDI-II und - der Beck Hopelessness Scale (Beck & Steer, 1988): r = .68 (n = 158); - der Scale for Suicidal Ideation (Beck, Kovacs & Weissman, 1979): r = .37 (n = 158); - dem Beck Anxiety Inventory (Beck & Steer, 1990): r = .60 (n = 297); - der Hamilton Psychiatric Rating Scale for Depression-Revised (Riskind, Beck, Brown & Steer, 1987): r = .71 (n = 87); - der Hamilton Rating Scale for Anxiety-Revised (Riskind et al., 1987): r = .47 (n = 87). Für den deutschen Sprachraum referieren Kühner et al. (in Druck) zur konvergenten Validität vielfältige Zusammenhänge des BDI-II mit anderen Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren, z.B. mit - Selbstbeurteilungsinstrumenten zur Erfassung der DSM-IV-Depressionskriterien (FDD-DSM-IV, Kühner, 1997; PHQ-9, Löwe, Spitzer, Zipfel & Herzog, 2001; .74 < = r < = .89), - Fremdbeurteilungen der Depression (MADRS, Montgomery & Asberg, 1979); r = .68 resp. .70), - selbstbeurteilter Ängstlichkeit (BAI, Margraf & Ehlers, 2005; .65 < = r < = .69), - Aspekten der subjektiven Lebensqualität (WHOQOL-BREF, Angermeyer, Kilian & Matschinger, 2000) und - Neurotizismus (NEO-FFI, Borkenau & Ostendorf, 1993; r = .70). Als Hinweis auf die diskriminante Validität des BDI-II kann gewertet werden, dass sich lediglich niedrige Korrelationen (.09 < = r < = -.36) mit den Skalen Verträglichkeit, Extraversion, Gewissenhaftigkeit und Offenheit des NEO-FFI ergaben. Die faktorielle Validität des BDI-II wurde durch Hauptkomponentenanalysen mit schiefwinkliger Promax-Rotation überprüft. In der Patientenstichprobe (n = 500) erbrachte die Analyse zwei Faktoren, die zu r = .66 korrelierten. In der Studierendenstichprobe (n = 120) ergaben sich ebenfalls zwei zu r = .62 korrelierte Faktoren. Die Ladungsmuster in den beiden Stichproben wurden nach einem Verfahren von Kaiser, Hunka und Bianchini (1971) verglichen. Insgesamt belegen die Ergebnisse nach Manual (Beck et al., 2006), dass das BDI-II in beiden Stichproben zwei eng miteinander verflochtene Dimensionen (Kognitiv-affektive Aspekte vs. somatische Aspekte der selbstbeurteilten Depression) abbildet. Analysen der Zusammenhänge von BDI-II-Werten mit soziodemografischen Merkmalen ergaben bedeutsame Geschlechtsunterschiede (höhere Werte bei Frauen), jedoch in der Patientenstichprobe keinen Effekt der ethnischen Zugehörigkeit (r = .04) und des Lebensalters (r -.03). In der Studierendenstichprobe fand sich eine schwache, jedoch nicht interpretierbare negative Korrelation (r = -.18) der Werte mit dem Alter. Vergleichbar niedrige und durchweg nicht-signifikante Zusammenhänge mit soziodemografischen Merkmalen (Geschlecht, Alter, Schulbildung) ergaben sich für die deutsche BDI-II-Version (Kühner et al., in Druck). Bezüglich der diagnostischen Diskriminationsfähigkeit zeigte sich, dass die Patienten- verglichen mit der Studierendenstichprobe deutlich höhere BDI-Werte aufwies (M = 22.45 vs. M = 12.56). Ferner erzielten Patienten, bei denen eine affektive Störung diagnostiziert worden war, höhere BDI-II-Werte als Patienten mit anderen psychischen Störungen. Schließlich fanden sich erwartungskonforme Unterschiede zwischen Patienten mit unterschiedlich schweren affektiven Störungen, d.h. höhere Werte bei Patienten mit wiederholter Episode einer Major Depression verglichen mit Patienten, die eine bipolare Störung aufwiesen. Kühner et al. (in Druck) berichten aus deutschen Studien ebenfalls über hochbedeutsame Unterschiede der BDI-II-Werte in klinischen und nicht-klinischen Stichproben. Sie konnten zudem mit Blick auf die Änderungssensitivität an einer Patientenstichprobe (n = 50) zeigen, dass die Veränderungswerte aus dem BDI-II mit den entsprechenden Veränderungswerten auf anderen Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren hoch korreliert waren (FDD-DSM-IV: r = .73; MADRS: r = .69). | ||
NormierungEs liegen Kriteriumswerte zur Beurteilung der Schwere einer Depression vor, die an n = 127 Patienten der University of Pennsylvania gewonnen wurden. n = 57 Patienten hatten auf Grundlage des SCID die Diagnose einer Major Depression unterschiedlichen Schweregrads erhalten, n = 44 wurden aufgrund des Fehlens entsprechender diagnostischer Kriterien als nicht-depressiv eingestuft. Die Kriteriumswerte wurden sodann durch die Anwendung von Receiver Operating Curves (ROC; Gleitman, 1986) ermittelt, wobei separate ROCs für die Unterscheidungen zwischen a) nicht depressiven vs. leicht depressiven Patienten, b) nicht und leicht depressiven vs. mittelschwer depressiven Patienten und c) nicht, leicht oder mittelschwer depressiven vs. schwer depressiven Patienten bestimmt wurden. Das Jahr der Stichprobenziehung wird nicht genannt. | ||
AnwendungsmöglichkeitenDas BDI dient als Screeninginstrument zur Feststellung des Vorliegens einer depressiven Symptomatik und zur groben Schweregradbestimmung. Die klinische Diagnose einer Depression allein aufgrund der Selbstauskünfte im BDI ist jedoch nicht zulässig. Das Instrument eignet sich sowohl für die Statusdiagnostik als auch für Verlaufsstudien, in denen Effekte psychologischer oder pharmakologischer Therapien auf die depressive Symptomatik untersucht werden. Im Vergleich zu anderen relevanten Verfahren ist hervorzuheben, dass das BDI-II theorieunabhängig alle wesentlichen Merkmale einer Depression erfasst und dass es relativ einfach die Einschätzung der Depressionstiefe erlaubt. | ||
BewertungDas BDI ist eines der weltweit am häufigsten eingesetzten Selbstbeurteilungsinstrumente zur Erfassung der Schwere depressiver Symptomatik, das sich in unzähligen Studien als zuverlässiges, valides, sensibles, änderungssensitives und damit in der klinischen Praxis höchst wertvolles Instrument zur Messung der Schwere depressiver Symptomatik erwiesen hat. Eine Revision unter Berücksichtigung der veränderten Diagnosekriterien des DSM-IV erschien daher längst überfällig. Psychometrische Befunde belegen im Wesentlichen die Brauchbarkeit des Verfahrens für die angestrebten Einsatzzwecke. Auch erste Befunde aus dem deutschen Sprachraum (die sich nicht im Manual finden) sprechen dafür, dass sich das Instrument in seiner revidierten Form weiterhin bewähren wird. Allerdings erscheint die Größe der Patientenstichprobe, an der die Kriteriumswerte zur Interpretation gewonnen wurden, doch sehr gering; hier sollten baldmöglichst ergänzende Befunde vorgelegt werden. Zur Überprüfung der faktoriellen Validität resp. der strukturellen Invarianz der Skala bieten sich mit konfirmatorischen Faktorenanalysen aktuellere und aussagekräftigere Techniken als die bislang eingesetzten an. Zudem macht das deutschsprachige Testmanual (bei dem es sich um eine reine Übersetzung des Originals zu handeln scheint) aufgrund unzähliger Druckfehler, uneinheitlich formatierter Tabellen und ungeschickter Übersetzungen einen äußerst zweifelhaften Eindruck (auch der Übersetzer wird wohlweislich nicht genannt). Z.B. findet sich im Manual kein Hinweis auf die Übertragung der Originalitems ins Deutsche bzw. zur deutschen Fassung. Auf die von Hautzinger, Bailer, Worall und Keller (1994) entwickelte deutsche Variante des BDI wird mit keinem Wort eingegangen. Es ist daher zu hoffen, dass potenziellen Anwendern baldmöglichst eine überarbeitete und ggf. um die Befunde aus deutschen Stichproben erweiterte Neuauflage des Manuals zur Verfügung gestellt wird. | ||
Literatur
| ||
Wichtige neuere Publikationen
| ||
Originalfassung/Anderssprachige Fassungen
| ||
Rezensionen
| ||
Anne-Kathrin Mayer (25.05.2006) | ||
APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms: | Classical Test Theory; Computerized Assessment; Item Response Theory; Questionnaires; Rating Scales; Screening Tests; Computer Assisted Diagnosis; Symptom Checklists; Test Norms; Beck Depression Inventory; Clinical Psychology; Depression (Emotion); Severity (Disorders); Disease Course Klassische Testtheorie; Computergestützte Messung; Item-Response-Theorie; Fragebögen; Rating-Skalen; Screening Tests; Computerunterstützte Diagnostik; Symptomlisten; Testnormen; Beck Depression Inventory; Klinische Psychologie; Depressive Stimmung; Krankheitsschweregrad; Krankheitsverlauf | |
weitere Schlagworte: | 1961 (BDI; englischsprachige Originalversion); 1994 (BDI; deutschsprachige Version); 2006 (BDI-II); 2013 (BDI-FS); Q-global; Kurzform; Wiener Testsystem; ab 13 Jahre; 21 Symptome; Normierungs-/Untersuchungsjahr: keine Angaben; Stichprobe(n): 2450+10720+7590+835+3101+2298 | |
Klassifikation: | Klinische Psychodiagnostik; Affektive Störungen Klinische Tests zu Depressivität 11.5 | |
Anwendungstyp: | Clinical Diagnosis, Research (Tests) | |
Art der Publikation: | Test; Test in Print (90; 911) | |
Sprache: | German | |
Übersetzungen: | Arabic, Chinese, Danish, Dutch, English, Finnish, French, Japanese, Portuguese, Spanish | |
Land: | United States | |
Publikationsjahr: | 2006 | |
Änderungsdatum: | 201507 | |
info@leibniz-psychology.org | © 1996-2024 ZPID |