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Vollansicht des PSYNDEX Tests-Dokuments: Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence - Fourth Edition - deutsche Fassung | ||
PSYNDEX Tests-Dokument: 9007829 | ||
WPPSI-IV - Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence - Fourth Edition - deutsche Fassung (PSYNDEX Tests Review) | ||
Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence - Fourth Edition (WPPSI-IV; Wechsler, D., 2012) - German version/author | ||
Wechsler, D. | ||
(2018). WPPSI-IV. Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence - Fourth Edition (Bearbeiter der deutschen Fassung: F. Petermann & M. Daseking) [Schwarzer Rollkoffer mit WPPSI-IV-Gesamtsatz: Durchführungsmanual, Technisches Manual, Ergänzungsmanual, Stimulusbücher 1-3, Aufgabenhefte 1-3, Protokollbögen, Schablonenset, Würfel für Mosaik-Test, Tierkarten für "Tiere platzieren", Legeböden aus Karton, Puzzles für "Figuren legen", 2 Stempelstifte; zusätzlich: Auswertungsprogramm]. Frankfurt am Main: Pearson. ISBN: 978-3-943274-18-9 | ||
Bezugsquelle: Pearson Benelux B.V. (Zweigniederlassung Deutschland), Kaiserstraße 44, D-60329 Frankfurt am Main; E-Mail: info.de@pearson.com; URL: https://www.pearsonclinical.de/; Stand: 1.11.2024. Anmerkung: Der Test ist auch digital auf der Plattform Q-global verfügbar. | ||
Adresse(n): o Prof. Dr. Franz Petermann (1953-2019), Universität Bremen, Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation (ZKPR) ; URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Petermann ; Stand: 5.11.2019 o Prof. Dr. Monika Daseking, Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg, Pädagogische Psychologie, Holstenhoweg 85, D-22043 Hamburg ; E-Mail: dasekinm@hsu-hh.de ; URL: https://www.hsu-hh.de/paepsy/ ; Stand: 25.11.2019 o Prof. David Wechsler (1896-1981), Bellevue Hospital, New York City, USA ; URL: http://de.wikipedia.org/wiki/David_Wechsler ; Stand: 25.11.2019 | ||
WWW-Informationen:
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AbstractDiagnostische Zielsetzung:Die Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence - Fourth Edition (WPPSI-IV; Wechsler, 2012; deutsche Version Wechsler, 2018a) ermöglicht es, das kognitive Leistungsniveau eines Kindes zu beurteilen. Außerdem kann sie zur Beurteilung von intellektueller Hochbegabung wie auch von Intelligenzminderung sowie zur Erfassung individueller Stärken und Schwächen eingesetzt werden. Sinnvolle Anwendungsbereiche sind des Weiteren möglich in Psychiatrie, pädiatrischer Neurologie, Verhaltensmedizin, Krankenpflege und der Sozialarbeit.
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Testkonzept | ||
Theoretischer HintergrundDie Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence - Fourth Edition (WPPSI-IV; Wechsler, 2012; deutsche Fassung: Wechsler, 2018a, Bearbeitung von F. Petermann & M. Daseking) stellt die Revision der WPPSI-III (Petermann & Lipsius, 2009) dar, ein Individualverfahren zur Erfassung der Intelligenz bei Kindergarten- und Vorschulkindern, dessen Ursprung auf die Wechsler Intelligence Scale for Children (WISC, Wechsler, 1949; deutsche Bearbeitung als HAWIK von Hardesty & Priester, 1956) zurückgeht (Wechsler, 1967). Ausgehend von den Intelligenzmodellen Spearmans (1904) und Thorndikes (1936) berücksichtigten die Wechsler-Skalen im Zuge ihrer Weiterentwicklung die jeweils aktuellen theoretischen, insbesondere entwicklungsneurologischen und neurokognitiven Erkenntnisse der Intelligenzforschung, so die deutschen Bearbeiter. Das gelte auch für die WPPSI-IV. Wie ihre Vorläuferversionen basiert sie theoretisch auf der hierarchisch strukturierten Cattell-Horn-Carroll-Theorie der Intelligenz (CHC-Theorie; Carroll, 2012; McGrew, 2005) mit einem auf oberster Ebene angesiedelten Allgemeinen Intelligenzfaktor (g-Faktor), der sich in die sieben Intelligenzfaktoren Verarbeitung Visuell, Verarbeitungsgeschwindigkeit, Kurzzeitgedächtnis Auditiv, Kurzzeitgedächtnis Räumlich-Visuell, Denken Abstrakt, Denken Verbal und Langzeitgedächtnis auffächert. Darüber hinaus rekurriert die WPPSI-IV auf das Mehrkomponentenmodell (Baddeley, 2012) und das Embedded-Processes-Modell (Towse & Cowan, 2005) als Modelle zum Arbeitsgedächtnis (AGD). Des Weiteren finden die Stadien der Hirnentwicklung in dem für die WPPSI-IV relevanten Altersbereich Berücksichtigung. Hierzu referieren die Testbearbeiter den empirischen Forschungsstand, wonach sich die primären Indexwerte der WPPSI-IV bestimmten globalen und spezifischen Hirnarealen zuordnen lassen (zsf. Wechsler, 2018b, S. 48). Beispielhaft verweisen sie u. a. auf lokalisierbare Aktivierungen in spezifischen Hirnarealen für die Indizes Sprachverständnis, Wahrnehmungsorganisation und Arbeitsgedächtnis bei hirngeschädigten Patienten (Gläscher et al., 2009). Aufgrund der theoretischen Fundierung können nach Einschätzung der Testbearbeiter "mit der WPPSI-IV (...) unterschiedliche kognitive Komponenten erfasst und zur Generierung und Prüfung von Hypothesen zu neuropsychologischen Verarbeitungsdefiziten verwendet sowie zur Interpretation aus einer entwicklungspsychologischen Perspektive verwendet werden" (Wechsler, 2018b, S. 46).Über eine umfassendere und differenziertere Abbildung der kognitiven Leistungsfähigkeit hinaus strebten Petermann und Daseking mit der Bearbeitung der WPPSI-IV eine Ausweitung des Altersbereichs auf 2;6- bis 7;7-jährige Kinder an. Dazu wurden neue Untertests zum Arbeitsgedächtnis, Veränderungen in Bezug auf die inhaltliche Gestaltung und Durchführung der Aufgaben zur Verarbeitungsgeschwindigkeit und die beiden eigenständigen Indexwerte (IW) Fluides Schlussfolgern und Visuell-Räumliche Verarbeitung eingeführt. Darüber hinaus sollten Normen und Testmaterialien aktualisiert werden und das Instrument an jüngste kulturelle und technische Entwicklungen sowie an praktische und klinische Anforderungen angepasst werden. | ||
TestaufbauDie WPPSI-IV umfasst die standardmäßigen Untertests Allgemeines Wissen (AW), Gemeinsamkeiten finden (GF), Passiver Wortschatz-Test (PW), Bilder benennen (BB), Mosaik-Test (MT), Matrizen-Test (MZ), Bilder wiedererkennen (BW) und Insekten-Suche (ISU). Sie können ersetzt werden durch die Untertests Wortschatz-Test (WT), Allgemeines Verständnis (AV), Figuren legen (FL), Bildkonzepte (BK), Tiere platzieren (TP), Objekte markieren (OM) und Tier-Symbol-Test (TST). Neben dem Gesamt-IQ (G-IQ; M = 100; SD = 15; 39 < G-IQ < 161) werden die Werte der Untertests zur Bildung der faktorenanalytisch bestätigten primären sowie der sekundären, theoretisch begründeten Indizes (M = 100; SD = 15) genutzt. Zu den primären Indizes gehören Sprachverständnis (SV), Visuell-räumliche Verarbeitung (VRV), Fluides Schlussfolgern (FS), Arbeitsgedächtnis (AGD) und Verarbeitungsgeschwindigkeit (VG). Wortschatzerwerb (WE), Nonverbaler Index (NVI), Allgemeiner Fähigkeitsindex (AFI) und Kognitiver Leistungsindex (KFI) formieren die Gruppe der sekundären Indizes. Abhängig vom Alter der Kinder und den gewünschten Intelligenzindizes unterscheidet sich die Struktur der WPPSI-IV.Für die 2;6- bis 3;11-Jährigen wird der G-IQ aus den Untertests PW, AW, MT, FL und BW gebildet. Zusätzlich stehen BB und TP zur Substitution von PW und BW zur Verfügung. Weiter können in dieser Altersgruppe die drei primären Indizes SV, VRV und AGD bestimmt werden. Sie konstituieren sich aus den Untertest-Paaren PW/AW, MT/FL und BW/TP. Auf Ebene der sekundären Indizes bilden die Untertests PW und BB ein Maß für den WE; MT, FL, BW und TP werden zum NVI zusammengefasst; PW, AW, MT und FL (ersatzweise BB) bilden den AFI ab. Für die älteren Kinder (4;0-7;7 Jahre) fließen AW, GF (alternativ: WT oder AV), MT (alternativ: FL), MZ (alternativ: BK), BW (alternativ: TP) und ISU (OM oder TST) in den Gesamt-IQ ein. Die primären Indizes SV, VRV, FS, AGD und VG werden aus den Untertests AW/GF, MT/FL, MZ/BK, BW/TP und ISU/OM gebildet. Auf sekundärer Ebene ergibt sich WE aus PW plus BB. NVI umfasst MT, MZ, BK, BW und ISU (alternativ: FL, TP, OM oder TST), AFI subsumiert AW, GF, MT und MZ (alternativ: WT, AV, FL oder BK). KLI setzt sich zusammen aus BW, TP, ISU und OM (alternativ: TST). Die Darstellung der Testaufgaben erfolgt auf der Ebene der primären Indizes. Im Anschluss an eine kurze Beschreibung des Indexes selbst wird auf die zugehörigen Untertests eingegangen. AW, GF, WT, AV, PW und BB erfassen das allgemeine Sprachverständnis (SV). Allen Aufgaben ist gemeinsam, dass zu ihrer korrekten Beantwortung kristalline Intelligenz (allgemeines Faktenwissen, lexikalisches Wissen) und ein Zugriff auf das Langzeitgedächtnis erforderlich sind. Für eine erfolgreiche Lösung der Aufgaben dieser Untertests sind weiter Fähigkeiten der auditiven Wahrnehmung und des auditiven Verständnisses, sprachliche Konzeptbildung, verbaler Ausdruck, abstraktes Schlussfolgern und (soziale) Urteilsfähigkeit notwendig. Allgemeines Wissen AW (34 Aufgaben, davon 4 nonverbale; Altersgruppe: 2;6 bis 7;7 Jahre). Die nonverbalen Aufgaben sehen vor, dass das Kind eine korrekte Bildauswahl trifft, die verbalen Aufgaben beinhalten allgemeine Wissensfragen ("Wie heißt der höchste BERG der Welt?"). Gemeinsamkeiten finden GF (28 Aufgaben, davon 3 nonverbale; Altersgruppe: 4;0 bis 7;7 Jahre). Die nonverbalen Aufgaben erfordern eine entsprechend einer vorgegebenen Kategorienzugehörigkeit korrekte Bildauswahl, die verbalen Aufgaben eine Beschreibung der Gemeinsamkeiten von zwei vorgelesenen Worten ("SCHLAFEN und WACH SEIN, was sind das beides?"). Wortschatz-Test WT (29 Aufgaben, davon 3 nonverbale; Altersgruppe: 4;0 bis 7;7 Jahre). Die Aufgaben sehen vor, bildlich dargestellte Objekte zu benennen bzw. vorgelesene Wörter zu definieren ("Was bedeutet DOPPELT?"). Allgemeines Verständnis AV (29 Aufgaben, davon 4 nonverbale; Altersgruppe: 4;0 bis 7;7 Jahre). Die Aufgaben bestehen zum einen aus Fragen nach dem Verständnis von allgemeinen Regeln oder Prinzipien, zum anderen in der Auswahl von zu einer sozialen Situation oder zu einem allgemeinen Prinzip kongruentem Bildmaterial ("Warum sagt man DANKE?"). Passiver Wortschatz-Test PW (35 Aufgaben; Altersgruppe: 2;6 bis 7;7 Jahre). Aus mehreren Antwortalternativen ist diejenige auszuwählen, die am besten zu einem vorgelesenen Wort passt ("Zeige mir: äquivalent"). BB (36 Aufgaben; Altersgruppe: 2;6 Jahre bis 7;7 Jahre). Die Aufgaben erfordern, Bilder korrekt zu benennen. Die Visuell-räumliche Verarbeitung (VRV) wird aus den Leistungen in MT und FL erschlossen. Dieser Index misst nonverbales Schlussfolgern. Dazu sind die Fähigkeit zur Analyse und Synthese abstrakter visueller Stimuli, Leistungen der visuellen Wahrnehmung und Organisation sowie visuomotorische Koordinationsfähigkeiten erforderlich. Mosaik-Test MT (17 Aufgaben; Altersgruppe: 2;6-7;7 Jahre; mit Zeitbegrenzung). Mit ein- und zweifarbigen Würfeln sind Mosaike entsprechend einer Vorlage nachzulegen. Figuren legen FL (13 Aufgaben; Altersgruppe: 2;6-7;7 Jahre; mit Zeitbegrenzung). Lose Puzzleteile sollen zu einer Darstellung zusammengelegt werden. Leistungen in MZ und BK basieren insbesondere auf dem Fluiden Schlussfolgern (FS), einem Maß für die fluide und induktive Intelligenz. Simultane, visuell-perzeptive Wahrnehmung und Verarbeitung sowie konzeptuelles Denken werden mit diesen Untertests abgebildet. Matrizen-Test MZ (26 Aufgaben; Altersgruppe: 4;0-7;7 Jahre). Aus einer Reihe von Antwortoptionen soll diejenige ausgewählt werden, die eine unvollständige Matrize komplettiert. Bildkonzepte BK (27 Aufgaben; Altersgruppe: 4;0-7;7 Jahre). Aus mehreren Bildreihen sind Bilder danach auszuwählen, dass sie eine gemeinsame Gruppe bilden. Das Arbeitsgedächtnis (AGD) umfasst die Tests BW und TP. Für diese Testleistungen werden insbesondere proaktive Interferenzen verantwortlich gemacht. Bilder wiedererkennen BW (35 Aufgaben; Altersgruppe: 2;6-7;7 Jahre). Nach dem Einprägen von Bildmaterial soll es aus Antwortalternativen wiedererkannt werden. Tiere platzieren TP (20 Aufgaben; Altersgruppe: 2;6-7;7 Jahre). Eine oder mehrere Karten mit Tieren sind in ihre ursprüngliche Anordnung zu bringen. Leistungen in den Tests ISU, OM und TST geben Aufschluss über die Verarbeitungsgeschwindigkeit (VG). Der Index lässt Schlussfolgerungen über die Wahrnehmungsgeschwindigkeit, das (visuelle) Kurzzeitgedächtnis, die visuo-motorische Koordination, Aufmerksamkeit und Konzentration zu. Insekten-Suche ISU (66 Aufgaben; Altersgruppe: 4;0-7;7 Jahre; mit Zeitbegrenzung). Aus einer Reihe von bildlich dargestellten Insekten soll ein Zielitem markiert werden. Objekte markieren OM (2 Aufgaben; Altersgruppe 4;0-7;7 Jahre; mit Zeitbegrenzung). In einer strukturierten vs. unstrukturierten Anordnung von Objekten sollen alle Zielitems markiert werden. Tier-Symbol-Test TST (72 Aufgaben; Altersgruppe 4;0-7;7 Jahre; mit Zeitbegrenzung). Unter Anwendung eines Lösungsschlüssels sollen "Formen markiert werden, die mit einem abgebildeten Tier gekoppelt wurden" (Wechsler, 2018b, S. 36). Die Untertests werden in fester Reihenfolge vorgegeben. Die Darbietung der Aufgaben erfolgt nach Maßgabe von Alter und kognitivem Niveau des Kindes anhand explizierter Start-, Umkehr- und Abbruchregeln. | ||
AuswertungsmodusDie persönlichen Daten des Kindes (Name, Geburtsdatum, Alter in Jahren und Monaten) werden auf der Übersichtsseite des Protokollbogens notiert, Lösungsgüte auf Aufgaben- und Untertestebene (Wertpunkte und Indexwerte) sowie weitere Informationen zum Kind (visuelle oder motorische Einschränkungen) auf den Analyseseiten des Protokollbogens festgehalten. Beobachtungen während der Testdurchführung werden auf der letzten Seite protokolliert.Im ersten Auswertungsschritt wird die Anzahl der richtig gelösten Aufgaben pro Untertest ermittelt und jeweils in die zugehörige Spalte "Rohwertsumme" der Tabelle B auf der Übersichtsseite des Auswertungsbogens eingetragen, bevor die zugehörigen normierten Wertpunkte den Normtabellen A.1 des Ergänzungsmanuals (Wechsler, 2018d) entnommen und ebenfalls auf der Übersichtsseite vermerkt werden. Anschließend werden die Wertpunktsummen der jeweiligen Indizes gebildet und die Wertpunktsummen der entsprechenden Untertests zum Gesamt-IQ aufsummiert. Dabei sind das Alter des getesteten Kindes und Regeln zum Umgang mit fehlenden Wertpunkten zu beachten. Auch diese Werte werden in Tabelle B auf der Übersichtsseite notiert. Es folgt die Umrechnung der Wertpunktsummen in primäre Indexwerte und Gesamt-IQ unter Zuhilfenahme der Tabellen A.2 bis A.5. Indexwerte und Gesamt-IQ inklusive Prozenträngen und Konfidenzintervallen werden in Tabelle C auf der Übersichtseite notiert. Im letzten Schritt der Primäranalyse werden die Wertpunkte der Untertests, primäre Indexwerte und Gesamt-IQ als Profil der Untertestwerte respektive Profil der primären Indexwerte und der Gesamt-IQ graphisch dargestellt (Abschnitte D und E der Übersichtseite). Es schließen sich eine primäre Analyse der Leistungsergebnisse zur Feststellung von Stärken und Schwächen (Abschnitt F) sowie primäre Diskrepanzvergleiche (Abschnitt G) an. Dazu werden zum einen sowohl auf Index- als auch auf Untertestebene die korrespondierenden Vergleichswerte der Normtabellen B.1 bis B.4 respektive der Tabellen B.5 bis B.8 des WPPSI-Ergänzungsmanuals herangezogen. Stärken und Schwächen, bestimmt aus der Differenz von erzieltem Leistungswert als Minuend minus korrespondierendem Referenzwert als Subtrahend, werden im Abschnitt F der "Primäranalyseseite" des Protokollbogens, ergänzt um kritischen Differenzwert, Grundrate, Spezifikation der ausgewählten Referenzgruppe (Gesamtstichprobe oder auf dem Gesamt-IQ basierendes Fähigkeitslevel) und das Signifikanzniveau, dokumentiert. Analog dazu werden mögliche Leistungsdiskrepanzen auf Index- und Untertestebene durch paarweise Differenzbildung der Indexwerte bzw. der Wertpunkte für die Untertests analysiert und im Abschnitt G der "Primäranalyseseite" vermerkt. Auch hierzu sind vorab das Signifikanzniveau für den kritischen Differenzwert und die Vergleichsgruppe auszuwählen. In der folgenden Sekundäranalyse werden die sekundären Indizes entsprechend aus den Wertpunktsummen der zugehörigen Untertests gebildet, in Indexwerte transformiert und im Profil dargestellt. Zusätzlich können paarweise Vergleiche dieser Indizes mit den ihnen zugehörigen Untertests sowie den Prozesswerten für "Objekte markieren Unstrukturiert vs. Objekte markieren Strukturiert" durchgeführt werden. Die Ergebnisse dieser Auswertungsschritte werden in den (tabellarischen) Abschnitten H bis M der "Sekundäranalyseseite" protokolliert. Die erforderlichen Referenzwerte finden sich in den Tabellen C.1 bis C.3 des Ergänzungsmanuals (Wechsler, 2018d). | ||
AuswertungshilfenFür jede Aufgabe liegen, getrennt nach beiden Altersgruppen, ausführliche Anweisungen zur Bewertung der Lösungsgüte sowie - abhängig vom Aufgabentyp - farbige Kennzeichnungen der richtigen Antworten auf dem Protokollbogen vor. Zusätzlich werden richtige versus falsche Aufgabenlösungen im Manual zur Durchführung und Auswertung (Wechsler, 2018c) aufgelistet. Ein Schablonenset erleichtert die Auswertung der Untertests TST, OM und ISU. Darüber hinaus leitet der Protokollbogen durch die Auswertung. Außerdem kann eine Auswertungssoftware erworben werden. | ||
AuswertungszeitDie Auswertungsdauer wird nicht angegeben. | ||
ItembeispieleDie Beschaffenheit der Testitems lässt nur eine teilweise Verschriftlichung zu.Allgemeines Wissen (AW) Aufgaben für 2;6- bis 3;11-Jährige: 5. "Zeige mir deinen MUND." Aufgaben für 6;0- bis 7;7-Jährige: 16. "Wie viele BEINE hat ein Vogel?" Gemeinsamkeiten finden (GF) Aufgaben für 6;0- bis 7;7-Jährige: 4. BALL und PUPPE, was sind das beides? Wortschatz-Test (WT) Aufgaben für 6;0- bis 7;7-Jährige: 4. Was ist ein BUCH? Allgemeines Verständnis (AV) Aufgaben für 6;0- bis 7;7-Jährige: 5. Was könnte passieren, wenn du eine heiße HERDPLATTE anfasst? | ||
Durchführung | ||
TestformenDie WPPSI-IV liegt in zwei altersabhängigen Versionen vor (2;6- bis 3;11-Jährige und 4;0- bis 7;7-Jährige). | ||
AltersbereicheDie WPPSI-IV wurde für Kinder im Alter von 2;6 Jahren bis einschließlich 7;7 Jahren entwickelt. | ||
DurchführungszeitDie Testung dauert durchschnittlich 50 Minuten, einschließlich kurzer Pausen, je nach Alter und Leistungsfähigkeit des Kindes. | ||
MaterialDas Material besteht aus einem technischen Manual (Wechsler, 2018b), in dem Entwicklungsziele und Forschungsprogramm zur WPPSI-IV beschrieben, die psychometrische Güte des Verfahrens dargestellt und Hinweise zur Interpretation der Leistungsmaße gegeben werden. Ein zweites Manual ("Manual zur Durchführung und Auswertung", Wechsler, 2018c) informiert über Durchführung und Auswertung der WPPSI-IV. Im Ergänzungsmanual (Wechsler, 2018d) sind Normtabellen und Umrechnungstabellen für die Indexwerte abgedruckt. Zusätzlich enthält dieses Manual kritische Werte und Grundraten für Vergleiche zwischen den erzielten Leistungen. Zu dem Verfahren gehören weiter ein Rollkoffer mit den Stimulusbüchern I, II (Untertest Bilder wiedererkennen) und III (Untertests Mosaik-Test, Allgemeines Wissen, Matrizen-Test, Gemeinsamkeiten finden, Bildkonzepte, Wortschatztest, Allgemeines Verständnis), jeweils 25 Aufgabenhefte mit zugehörigen Protokollheften und Auswertungsschablonen zu den Untertests Insektensuche, Objekte markieren und Tier-Symbol-Test. Weiter werden mitgeliefert Kunststoffboxen mit Würfel für den Mosaik-Test, Tierkarten und Legeböden für Tiere platzieren sowie Puzzles für den Untertest Figuren legen sowie zwei Stempelstifte.Übersicht Material Gesamtsatz im schwarzen Kunststoff-Rollkoffer (Stand: 24.04.2019): - 1 Durchführungsmanual - 1 Technisches Manual - 1 Ergänzungsmanual - Stimulusbuch 1 - Stimulusbuch 2 (Bilder wiedererkennen) - Stimulusbuch 3 (Mosaik-Test, Allgemeines Wissen, Matrizen-Test, Gemeinsamkeiten finden, Bildkonzepte, Wortschatztest, Allgemeines Verständnis) - 25 WPPSI-IV-Aufgabenhefte 1 (Insektensuche) - 25 WPPSI-IV-Aufgabenhefte 2 (Objekte markieren) - 25 WPPSI-IV-Aufgabenhefte 3 (Tier-Symbol-Test) - 25 WPPSI-IV-Protokollbögen 2;6-3;11 Jahre - 25 WPPSI-IV-Protokollbögen 4;0-7;7 Jahre. Schablonenset: - 3 Auswertungsschablonen für "Insektensuche" - 1 Auswertungsschablone für "Tier-Symbol-Test" - 1 Auswertungsschablone für "Objekte markieren" - graue Kunststoffbox mit Würfel für Mosaik-Test - graue Kunststoffbox mit Tierkarten für "Tiere platzieren" - 3 Legeböden aus Karton für "Tiere platzieren" - graue Kunststoffbox mit Puzzles für "Figuren legen" - 2 Stempelstifte. | ||
InstruktionFür alle Aufgaben liegen schriftliche Instruktionen (Wechsler, 2018c) vor, die dem Kind verbal vermittelt werden. Ausdrücklich weisen die Testautoren auf die Einhaltung der Testinstruktionen hin. Darüber hinaus geben sie Hinweise zu besonderen Testanlässen, etwa zu Testwiederholungen, zu Testungen von Kindern mit besonderen Anforderungen oder auch zu Testungen von Kindern an den Altersgrenzen der WPPSI-IV. Des Weiteren werden Start-, Umkehr-, und Abbruchregeln erläutert. Lösungsbewertungen werden verdeutlicht. | ||
DurchführungsvoraussetzungenDie Anwendung der WPPSI-IV setze "Erfahrung in der Durchführung und Interpretation von standardisierten klinischen Instrumenten" (Wechsler, 2018c, S. 25) voraus; die "Interpretation der Ergebnisse sollte (...) immer nur von Personen mit einer angemessenen Ausbildung in der Beurteilung von psychologischen Testergebnissen vorgenommen werden" (Petermann & Daseking, 2018b, S. 25; genannt werden Psycholog/innen mit Abschluss eines Diplom- oder Masterstudiums). Als weitere Voraussetzungen werden Wissen über alterstypische Charakter- und Temperamentsmerkmale sowie über den allgemeinen (motorisch, sprachlich, emotional) und kognitiven Entwicklungsstand von Kindern sowie Fertigkeiten in der Testung von jüngeren Kindern benannt. Über diese grundsätzlichen Qualifikationen hinaus, fordern die Testautoren eine standardisierte Durchführung, Protokollierung und Bewertung der Aufgaben. Daher sollte der Testleiter routiniert im Umgang mit den Materialien der WPPSI-IV sein. Für eine erfolgreiche Testdurchführung sollte weiter das Testumfeld optimal gestaltet und eine gute Beziehung zum Kind aufgebaut werden. | ||
TestkonstruktionDie Konstruktion der WPPSI-IV erstreckte sich in den USA über ein vierjähriges Forschungsprogramm, während dessen das Verfahren konzeptionell entwickelt, pilotiert (fünf Studien mit insgesamt N = 745 Kindern), erprobt (sechs Studien mit kognitiv Normal-, Hoch- und Minderbegabten, Kindern unterschiedlicher Ethnien und Kindern mit ADHS im Umfang von insgesamt N = 778) und schließlich an N = 1 700 Kindern normiert wurde. An diesem Prozess wirkten u. a. Experten der kognitiven Entwicklungspsychologie, der klinischen Kinderneuropsychologie, der klinischen Diagnostik und erfahrene Testanwender der WPPSI-III mit. Sie evaluierten den jeweiligen Entwicklungsstand der WPPSI-IV (z. B. Zusammenstellung der beibehaltenen und neu konzipierten Untertests, Analyse von Aufgabeninhalten und Antwortverhalten, Reihung der Testaufgaben, Analyse der Itemstatistiken), ihre klinische Anwendbarkeit (z. B. Verständlichkeit der Instruktionen für Testleiter und Testperson) und Benutzerfreundlichkeit (z. B. Ablauf der Durchführung).Die amerikanische Normierungsversion der WPPSI-IV bildete die Grundlage der deutschen Erprobungsphase. An N = 373 2;6-jährigen bis 7;7-jährigen Kindern (Konstruktionsstichprobe, erhoben 2014) wurden Testaufgaben inklusive Instruktionen analysiert (Verständlichkeit, Schwierigkeit und Trennschärfe der Items, Decken- und Bodeneffekte), bei Bedarf revidiert und altersspezifische Startaufgaben unter der Mitarbeit von 16 Experten definiert, bevor die finale Zusammenstellung der Aufgaben erfolgte. Dieses endgültige Aufgabenset wurde an 895 Kindern in Deutschland normiert. | ||
Gütekriterien | ||
ObjektivitätDie Standardisierung der WPPSI-IV, präzise Hinweise zu ihrer Durchführung, detaillierte Start-, Umkehr- und Abbruchregeln, Regeln zur Bewertung der Rohwerte (Wechsler, 2018c) und Interpretationshilfen sichern die Objektivität des Verfahrens. | ||
ReliabilitätBasierend auf der Gesamtnormstichprobe berichten Petermann und Daseking (2018a) Split-half-Koeffizienten (AW, GF, WT, AV, PW, BB, MT, FL, MZ, BK, BW, TP) und interne Konsistenzen (Indexwerte) der WPPSI-IV getrennt nach neun Altersgruppen. Über die gesamte Altersspanne (2;6 bis 7;7 Jahre) variierten die Koeffizienten der Untertests im Mittel von rtt = .80 (MT) bis rtt = .92 (BB). Für die Indexwerte lagen sie zwischen rtt = .81 (VG) und rtt = .95 (G-IQ). Die Messgenauigkeit von ISU (rtt = .72), OM (rtt = .74), TST (rtt = .73) und den Prozesswerten (OM-U: rtt = .73; OM-S: rtt = .64) wurde anhand der Retestmethode an n = 104 Kindern, die im Abstand von 16 Tagen getestet wurden, analysiert. Für diese Stichprobe werden weiter Stabilitätskoeffizienten von rtt = .67 (MZ) bis rtt = .87 (AW), von rtt = .71 (VG) bis rtt = .90 (SV) und von rtt = .78 (KLI) bis rtt = .87 (AFI) für die anderen Untertests, primären und sekundären Indizes berichtet. Standardmessfehler und Konfidenzintervalle variierten entsprechend der Messpräzision. | ||
ValiditätInhaltsvalidität. Experten der Klinischen Kinderpsychologie, Neuropsychologie und/oder aus dem Bereich Lernstörungen analysierten die Repräsentativität der Items für die Domänen der intellektuellen Funktionen. Zur Klärung der Fragen nach den an der Aufgabenlösung beteiligten kognitiven Prozessen führen die Testbearbeiter im Hinblick auf die aus der WPPSI-III übernommenen Untertests entsprechende Forschungsarbeiten an (zsf. Wechsler, 2018b). Die kognitiven Antwortprozesse der neu konstruierten Untertests wurden überprüft, indem Lösungsstrategien erfragt, Antwortfrequenzen analysiert und das Verhalten der Kinder beim Lösen der Aufgaben beobachtet wurde.Interne Struktur. Von geringfügigen Unterschieden abgesehen, entsprachen die Korrelationsmuster zwischen Untertests, Indizes und Prozesswerten den A-priori-Erwartungen: Zwischen allen Untertests waren niedrige bis mäßige Korrelationen als Ausdruck eines gemeinsamen g-Faktors festzustellen. Zwischen den Untertests derselben kognitiven Domäne traten höhere Korrelationen auf. Außerdem zeigten zwei Untertests derselben kognitiven Domäne mit vergleichsweise höheren Ladungen auf dem g-Faktor durchweg höhere Zusammenhänge, verglichen mit denjenigen derselben kognitiven Domäne und niedrigen Ladungen auf dem g-Faktor. Weiter ergab sich ein enger Zusammenhang zwischen OM und den zugehörigen Prozesswerten. Faktorielle Validität. Anknüpfend an die empirische Evidenz zur Validität der Wechsler-Skalen postulierten die Testbearbeiter eine dreifaktorielle bzw. fünffaktorielle Struktur der WPPSI-IV, abhängig vom Altersbereich der Kinder. Die Ergebnisse konfirmatorischer Faktorenanalysen bestätigten beide Modellstrukturen mit jeweils einem g-Faktor 2. Ordnung sowie, für die 2;6- bis 3;11-Jährigen (n = 295), den drei Faktoren SV, VRV und AGD plus den beiden Faktoren FS und VG für die 4;0-Jährigen bis 7;7-Jährigen (n = 600). Dabei fächerte sich der Faktor SV in zwei Dimensionen auf, von denen die eine expressive Sprachleistungen beschreibt, die andere inhaltlich fokussierte Leistungen abbildet. Konstruktvalidität. Zwischen den Untertests der WPPSI-IV und denen der WPPSI-III (Petermann, Ricken, Fritz, Schuck & Preuß, 2014; n = 107 Kinder, M = 4.9 Jahre, SD = 1.2 Jahre) ergaben sich Korrelationen von r = .60 (Insektensuche-Symbolsuche) bis r = .82 (AW), der G-IQ korrelierte zu r = .83. Die korrespondierenden Zusammenhänge zu der WISC-V (Wechsler, 2014, dt. Version 2017), analysiert an n = 31 Kindern im Alter von 6;0 Jahren bis 7;7 Jahren, streuten von r = .49 (TST-ZST) bis r = .76 (WT); die Korrelation zum G-IQ betrug r = .82. An einer Stichprobe mit n = 98 Kindern (M = 4.4 Jahre; SD = 0.95 Jahre) wurde der Zusammenhang zum Entwicklungstest ET 6-6-R (Petermann & Macha, 2013) untersucht. G-IQ der WPPSI-IV und kognitive Entwicklungsskala (KOG) des ET 6-6-R korrelierten zu r = .67, zwischen den Indexwerten SV, VRV und FD der WPPSI-IV und der KOG bzw. der Sprachentwicklung des ET 6-6-R waren Korrelationen von r = .44 bis r = .59 festzustellen. Für die Leistungen in den Bereichen Körper- und Handmotorik sowie der sozial-emotionalen Entwicklung ergaben sich Zusammenhänge von r = .01 bis r = .29. Weitere Hinweise auf die Konstrukt- bzw. Kriterienvalidität der WPPSI-IV gehen aus den Untersuchungsergebnissen von Fiedler, Walter, Petermann und Daseking (2018) sowie Jascenoka et al. (2018) hervor. Differentielle Validität. Im Vergleich zu einer parallelisierten Kontrollgruppe erzielten n = 13 hochbegabte Kinder (M = 5.3 Jahre; SD = 1.4 Jahre) bis auf die Indizes AGD, VG, NVI und dem KLI signifikant bessere Leistungen (.009 < p < .041). Die Ergebnisse stimmen mit den Befunden von Studien zu Hochbegabung bei Kindern (Rimm, Gilman & Silverman, 2008; Rowe, Kingsley & Thompson, 2010) überein. Ebenfalls erwartungsgemäß fielen alle mittleren Leistungsmaße (Untertests, primäre und sekundäre Indexwerte, G-IQ) von n = 11 intellektuell beeinträchtigten Kindern (M = 5.0 Jahre; SD = 1.5 Jahre) signifikant schlechter aus als die einer Kontrollgruppe (1.37 < d < 2.51). | ||
NormierungDie WPPSI-IV wurde an einer nahezu repräsentativen Stichprobe, erhoben nach einem Sollstichprobenplan (Stratifizierungsvariablen: Alter, Geschlecht, elterliches Bildungsniveau, regionale Herkunft und Migrationshintergrund), im Umfang von N = 895 Kindern aus Deutschland im Alter von 2;6 Jahren bis 7;7 Jahren normiert.Zur Normalisierung wurde die Verteilung der Rohwerte nach der Methode der inferentiellen Normierung (Zhu & Chen, 2011) geschätzt, bevor die Rohwerte zunächst in z-Werte und anschließend in Wertpunkte (WP; M = 10; SD = 3) transformiert wurden. Basierend auf den alterskorrigierten Wertpunktsummen wurden die Normtabellen der Indexwerte erstellt. Dazu wurden für jeden Index die korrespondierenden Mid-Intervall-Perzentile abgeleitet und in standardisierte Werte mit einem Mittelwert von M = 100, einer Standardabweichung von SD = 15 und einem Wertebereich von 55 bis 145 (für die Indexwerte SV, VRV, FS, AGD, VG und WE) bzw. von 40 bis 160 (Indexwerte G-IQ, NVI, AFI und KLI) transformiert. Im Ergebnis liegen für alle Untertests und Indexwerte Normwerte für den Altersbereich von 2;6 Jahren bis 7;7 Jahren vor. Abhängig vom Index variieren die Altersbänder. Zusätzlich wird das Testalter mitgeteilt. | ||
AnwendungsmöglichkeitenDie WPPSI-IV ermöglicht es, das kognitive Leistungsniveau eines Kindes zu beurteilen. "Als komplexe Testbatterie kann sie ebenfalls zur Beurteilung intellektueller Hochbegabung, Intelligenzminderung sowie individueller kognitiver Stärken und Schwächen eingesetzt werden" (Wechsler, 2018c, S. 24). Sinnvolle Anwendungsbereiche sind nach Einschätzung der Bearbeiter über klinisch-psychologische und pädagogische Settings hinaus auch die Felder "Psychiatrie, pädiatrische Neurologie, Verhaltensmedizin, Krankenpflege und Sozialarbeit" (Wechsler, 2018c, S. 24). | ||
BewertungMit der WPPSI-IV liegt ein aktualisiertes Testverfahren aus der Gruppe der Wechsler-Skalen für junge Kinder vor, das nach Einschätzung der deutschen Testbearbeiter F. Petermann und M. Daseking eine differenzierte inter- und intraindividuelle Diagnostik unterschiedlicher kognitiver Komponenten erlaubt und die Generierung bzw. Prüfung von Hypothesen zu neuropsychologischen Verarbeitungsdefiziten ermöglicht. Dem ist zuzustimmen, sieht man davon ab, dass das auditive Arbeitsgedächtnis, dem zur Beantwortung von Fragen der Einschulung und Schulleistungsstörungen eine besondere Relevanz zukommt, "außen vor bleibt" (Reuner, 2019, S. 102). Für eine differenzierte Diagnostik der kognitiven Fähigkeitsbereiche tragen zum einen fundierte theoretische Grundlagen und zum anderen die Berücksichtigung einer breiten empirischen Basis in der Entwicklung der WPPSI-IV bei. Zu nennen sind u. a. die Ergebnisse zur Entwicklung neuronaler Strukturen in der Kindheit oder die zum Zusammenhang zwischen neuronalen Hirnfunktionen und spezifischen kognitiven Fähigkeiten, welche eine Verortung der primären Indizes ermöglichen.Die Testmaterialien der WPPSI-IV sind aktuell, abwechslungsreich und der Zielpopulation angemessen gestaltet. Die Manuale sind klar gegliedert, formal übersichtlich mit einem ansprechenden Layout. Die WPPSI-IV ist verständlich und ausführlich dokumentiert, was ihre Durchführung, Auswertung und auch die Interpretation der Leitungsmaße betrifft. Start, Umkehr- und Abbruchregeln sind differenziert beschrieben und stellen insgesamt ein objektives Verfahren sicher, das an einer repräsentativen Stichprobe normiert wurde. Die ausführliche Verfahrensbeschreibung schlägt sich allerdings auch in Umfang und Gewicht der Manuale nieder und schränkt die praktische Handhabbarkeit von Manual II zur Durchführung und Auswertung erheblich ein. Positiv hervorzuheben sind auch die Eindeutigkeit und Eindringlichkeit, mit der die deutschen Testbearbeiter F. Petermann und M. Daseking an die Verantwortung der Testanwender appellieren, die Betonung des Primats der inhaltlichen Fragestellung und die Forderung nach einer multimethodalen Diagnostik zu ihrer angemessenen Beantwortung. Die Darstellung der Testentwicklung lässt allerdings zu wünschen übrig. Die Testbearbeiter versichern, dass der Konstruktionsprozess an den Leitlinien Standards for Educational and Psychological Testing (deutsche Version: Häcker, Leutner & Amelang, 1998) ausgerichtet war, in seiner Darstellung bleiben sie aber eher vage. So ist der Vorgang der Itemübersetzung insgesamt im Dunkeln geblieben. Stattdessen verweisen Petermann und Daseking wiederholt auf die amerikanische Vorlage oder rekurrieren auf empirische Untersuchungen. Allerdings werden deren Ergebnisse, wie beispielsweise die zu den Analysen der Itemschwierigkeiten und Trennschärfen, nicht mitgeteilt, bibliographische Hinweise zu diesen Studien fehlen ebenfalls. Auch die Selektionskriterien für die finale Aufgabenzusammenstellung werden nicht expliziert. Reliabilität. Die Konsistenzschätzungen der Untertests sind als befriedigend bis exzellent zu bewerten (vgl. Lienert & Raatz, 1998). Für die Indexwerte ergaben sich gute bis sehr gute Koeffizienten, die Reliabilität des G-IQ fiel exzellent aus. Dass die Reliabilitäten der primären Indexwerte und des G-IQ im Vergleich zu den Koeffizienten der jeweiligen Untertests höher ausfallen verwundert nicht, da sie sich aus der Anzahl der sie konstituierenden Untertests, den Reliabilitäten der einzelnen Untertests sowie aus den Interkorrelationen dieser Untertests bestimmen. Die Messgenauigkeit der Untertests ISU, OM und TST wurde an 60, 61 bzw. 63 Kindern im Altersbereich von 4;0 Jahren bis 7;7 Jahren untersucht. Nimmt man eine Gleichverteilung der Kinder über die sechs Altersgruppen innerhalb dieses Altersbereiches an (hierzu fehlen differenziertere Angaben), basieren die Retestkoeffizienten im Mittel auf nur 10 Kindern pro Altersgruppe. Die Einschätzung der Testautoren, wonach auch diese Retestreliabilitätswerte "als gut bis exzellent bezeichnet werden" können (Wechsler, 2018b, S. 81), mutet daher verfrüht an. Zusätzlich sollte die Stabilität der Kennwerte bei einem Wechsel der Altersgruppe überprüft werden (Reuner, 2019). Die ausgewiesenen Konfidenzintervalle basieren auf den durchschnittlichen Reliabilitätskennwerten für die Gesamtstichprobe beider Altersbereiche. Als Begründung führen die Testbearbeiter Petermann und Daseking an, Reliabilitätskoeffizienten und Standardschätzfehler (SEE) der Indexwerte erwiesen sich über die Altersgruppen hinweg als "sehr ähnlich" (Wechsler, 2018b, S. 89). Wie allerdings Tabelle 4.1 zu entnehmen ist, streuten die Konsistenzschätzungen der Untertests AW, WT, PW, BB, MT, FL, BK, BW und TP statistisch bedeutsam über die Altersgruppen hinweg. Insbesondere die Koeffizienten in der Altersgruppe der 7;0- bis 7;7-Jährigen fallen signifikant unterdurchschnittlich aus. Folglich ergeben sich auch für die korrespondierenden Indexwerte VRV, AGD, WE, AFI und KLI zum Teil bedeutsame Abweichungen von der durchschnittlichen Messgenauigkeit. Dadurch resultieren für die genannten Untertests und Indexwerte in einigen Altersgruppen höhere Standardmessfehler (SEM) und breitere Konfidenzintervalle im Vergleich zu den mittleren SEM und Konfidenzintervallen der Gesamtstichprobe. Die WPPSI-IV eignet sich den Angaben bei Wechsler (2018b) zufolge für Profilanalysen der Untertests und primären Indexwerte. Die Angemessenheit dieser vergleichenden Interpretationen lässt sich aufgrund der fehlenden Kennwerte für die Profilreliabilität allerdings nicht beurteilen. Validität. Zusammenfassend deuten die Korrelationen zwischen Untertests, Prozess- und Indexwerten auf die konvergente und diskriminante Validität der WPPSI-IV hin. Für die Validität der WPPSI-IV sprechen weiter die Ergebnisse der Korrelationsstudien zu WISC-V, WPPSI-III und ET 6-6-R. Als Hinweise auf die Konstruktvalidität der WPPSI-IV sind die modellkonformen Ergebnisse der konfirmatorischen Faktorenanalysen zu werten. Die Ergebnisse der Extremgruppenvergleiche stellen erste Befunde dar, dass die WPPSI-IV Minder-, Normal- und Hochbegabte differenzieren kann. Selbstkritisch werden aber auch die Limitationen dieser Studien festgestellt: Die Daten wurden nicht zufällig erhoben, die Stichprobengrößen sind gering und der untersuchte Altersbereich ist eingeschränkt. Außerdem lassen diese Ergebnisse keine Aussagen über die Differenzierungsleistungen der WPPSI-IV im oberen bzw. unteren kognitiven Leistungsbereich an sich zu. Eine dazu erforderliche, testwertabhängige Genauigkeitsbeurteilung ist aufgrund der fehlenden Ergebnisse zu den Itemanalysen nach der Probabilistischen Testtheorie nicht möglich. Zusammenfassend steht ein empirischer Nachweis für den inkrementellen (klinischen) Entscheidungsnutzen der WPPSI-IV noch aus. Schließlich bleibt anzumerken, dass die Testbearbeiter den eigentlichen Ergebnissen zu den metrischen Eigenschaften der WPPSI-IV ausführliche Erläuterungen zu basalen methodischen Konzepten (z. B. Effektstärke, Messfehler, Reliabilität, Standardmessfehler und Konfidenzintervall) voranstellen. Diese wären entbehrlich, da die "Interpretation der Ergebnisse (...) Personen mit einer angemessenen Ausbildung in der Beurteilung von psychologischen Testergebnissen" (Wechsler, 2018c, S. 25) vorbehalten bleibt, entsprechendes Fachwissen also vorausgesetzt werden kann. | ||
Literatur
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Wichtige neuere Publikationen
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Originalfassung/Anderssprachige Fassungen
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Rezensionen
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Petra Hank (22.07.2019) Zitiervorschlag: Hank, P. (2019). WPPSI-IV. Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence - Fourth Edition - deutsche Fassung (Review). In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), PSYNDEX Tests. Datenbanksegment Psychologischer und Pädagogischer Testverfahren (Dok.-Nr. 9007829). Trier: ZPID. Online im Internet, URL: https://www.pubpsych.de/retrieval/PSYNDEXTests.php?id=9007829 | ||
APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms: | Classical Test Theory; Computerized Assessment; Intelligence Measures; Wechsler Intelligence Scale for Children; Pictorial Stimuli; Subtests; Test Norms; Cognitive Development; Reasoning; Vocabulary; Learning Disorders; Counseling Klassische Testtheorie; Computergestützte Messung; Intelligenztests; Wechsler Intelligence Scale for Children; Bild-Stimuli; Untertests; Testnormen; Kognitive Entwicklung; Schlussfolgerndes Denken; Vokabular; Lernstörungen; Beratung | |
weitere Schlagworte: | 1967 (WPPSI); 1975 (HAWIVA); 2002 (WPPSI-III); 2007 (HAWIVA-III); 2009 (WPPSI-III - deutsche Fassung); 2012 (WPPSI-IV); 2018 (WPPSI-IV - deutsche Fassung); Q-global; ab 2;6 Jahre; bis 7;7 Jahre; 15 Untertests; Primäre Indizes: 1 Sprachverständnis, 2 Visuell-räumliche Verarbeitung, 3 Fluides Schlussfolgern, 4 Arbeitsgedächtnis, 5 Verarbeitungsgeschwindigkeit; Sekundäre Indizes: 1 Wortschatzerwerb, 2 Nonverbaler Index, 3 Allgemeiner Fähigkeitsindex, 4 Kognitiver Leistungsindex; Gesamt-IQ; Normierungs-/Untersuchungsjahr: 2017; Stichprobe(n): 895 | |
Klassifikation: | Klinische Psychodiagnostik; Persönlichkeitstests; Kognitive Prozesse; Kognitive Entwicklung und Wahrnehmungsentwicklung Intelligenztests für Kinder; Spezielle Tests zur kognitiven Entwicklung 2.3; 1.5 | |
Anwendungstyp: | Remedial Diagnosis, Individual Diagnosis | |
Art der Publikation: | Test; Test in Print (90; 911) | |
Sprache: | German | |
Übersetzungen: | English | |
Land: | United States | |
Publikationsjahr: | 2018 | |
Änderungsdatum: | 201907 | |
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